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An: Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung

Lasst Kinder gemeinsam lernen!

Sogenannte Deutschförderklassen grenzen Kinder aus, statt sie zu fördern. Pädagog*innen und Schulleiter*innen wissen das, aber machen ihre Kritik daran aus Angst vor Konsequenzen nicht öffentlich. Darum bieten wir hier besonders Lehrpersonen – aber auch allen anderen an der Bildung unserer Kinder interessierten Menschen – die Chance, mit ihrer Unterschrift ein Zeichen zu setzen.

Wir sind Lehrpersonen und Schulleiter*innen, die anonym bleiben möchten, aber auch Netzwerk SprachenRechte (http://sprachenrechte.at), Heidi Schrodt (ehem. Lehrerin&Schuldirektorin), Daniel Landau (Lehrer&Bildungsaktivist), und Hannes Schweiger (ehem. Lehrer&DaF/DaZ-Didaktiker).

Wir fordern, dass Deutschförderklassen durch ein schulautonom adaptierbares Modell ersetzt wird.

Wir fordern ein Modell der inklusiven, kindgerechten und nachhaltigen Deutschförderung in einer mehrsprachig ausgerichteten Schule.

Wir fordern die Einbeziehung der Expertise und Erfahrungen von Schüler*innen, Eltern, Wissenschaftler*innen, Schulleiter*innen, und Pädagog*innen.

Wir fordern kleinere Schüler*innengruppen und mehr Lehrpersonen, um individuelles Lernen wirklich gewährleisten zu können.

Wir fordern mehrsprachige Sprachförderung als Schwerpunkt in der Lehrer*innen-Aus- und fortbildung.

Wir fordern: Lasst Kinder gemeinsam lernen!
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Alle Daten werden vertraulich behandelt und nicht an das Ministerium übergeben.

Warum ist das wichtig?

Mit dem Schuljahr 2018/19 wurde das Modell der Deutschförderklassen und Deutschförderkurse an österreichischen Schulen eingeführt, das frühere Maßnahmen zur Deutschförderung ohne deren Evaluation ablöste. Die Zuteilung der Schüler*innen erfolgt mittels eines eigens entwickelten Tests, dem MIKA-D (Messinstrument zur Kompetenzanalyse – Deutsch) [1]. Von Beginn an wurde sowohl von Seiten der Forschung als auch der Schulpraxis Kritik am Modell der Deutschförderklassen und am Zuteilungsinstrument MIKA-D geübt.

Zwei Jahre nach Einführung der Deutschförderklassen an österreichischen Schulen hat sich aus Sicht vieler Schulleiter*innen, Pädagog*innen, Eltern und Wissenschaftler*innen die Kritik bestätigt:

• Schüler*innen erleiden Laufbahnverluste und verlieren wichtige Lebens- und Lernzeit. Bereits am 5. Juli 2019 wies Schulleiterin Ilse Riesinger in einem ORF-Interview darauf hin:

„Da gibt es dann eine Vielzahl an Kindern, die allein für die ersten zwei Schuljahre vier Jahre lang brauchen. Was das für ein Kind seelisch bedeutet, muss ich wohl nicht sagen.“ [2]

Laufbahnverluste bringen Frustrationen mit sich und führen zu Demotivation und letztlich zu geringerem Bildungserfolg.

• Die Einteilung der Schülerinnen und Schüler in Deutschförderklassen und Deutschförderkurse beschreiben Kinder und Eltern als verunsichernd und belastend. Lehrer*innen berichten, dass sich Kinder in Deutschförderklassen ausgegrenzt und nicht-zugehörig fühlen und mitunter von anderen
Schüler*innen auch deshalb gehänselt werden. [3] In einer österreichweiten Umfrage stellten Lehrer*innen erhebliche negative Effekte der Deutschförderklassen auf sozialer Ebene fest. [4]

• Die Überprüfung mittels MIKA-D versetzt Kinder, Erziehende, Lehrpersonen und Kindergartenpädagog*innen in großen Stress. Der Prüfungscharakter des Instrumentes kann auch durch intensive Informationsarbeit und eine sensible Durchführung kaum gemildert werden. Das MIKA-D-Ergebnis erlaubt keine gültige Aussage darüber, ob ein Kind/Jugendlicher dem Unterricht folgen kann oder nicht. Expert*innen weisen darauf hin, dass MIKA-D aus testtheoretischer Perspektive nicht den Anforderungen an valide und faire Sprachstandsdiagnoseverfahren entspricht. [5]

• Der Aufwand, die MIKA-D Überprüfungen zu organisieren, zu dokumentieren, die Ergebnisse den Erziehungsberechtigten nachweislich mitzuteilen und das anschließende Berichtswesen (Eingabe der Ergebnisse auf diversen Plattformen) ist ein wesentlich höherer als der diagnostische und administrative Aufwand in der Zeit vor der Einführung der Deutschförderklassen und Deutschförderkursen.

• In den relativ homogenen Gruppen der Deutschförderklassen und Deutschförderkursen sind Pädagog*innen die einzigen „Role models“. Sprache wird geplant und technisch angeeignet und kann kaum interaktiv und forschend verwendet werden.

• Nach Einschätzung zahlreicher Lehrpersonen würden auch viele Kinder mit Deutsch als Erstsprache den MIKA-D Test nicht bestehen.

• Eine österreichweite Umfrage unter mehr als 1200 Lehrer*innen ergab, dass die Mehrheit der Befragten dem Modell der Deutschförderklassen ablehnend gegenübersteht. Knapp 80% befürworten ein Modell, das in erster Linie integrative Fördermaßnahmen in gemeinsamen Klassen für alle Schüler*innen mit zusätzlicher additiver Förderung im Bedarfsfall vorsieht. [6]

Bei der Einführung der Deutschförderklassen und Deutschförderkurse wurden die Expertise und Erfahrungen von Pädagog*innen und Schulleiter*innen ebenso wenig berücksichtigt wie Ergebnisse aus der Forschung. Bereits erfolgreiche, schulautonom entwickelte Konzepte der Deutschförderung wurden obsolet.

https://www.youtube.com/watch?v=N7303RQ-H1E

Quellen:
[1] Statement des Netzwerk SprachenRechte zu MIKA-D: http://sprachenrechte.at/wp-content/uploads/2020/09/202008_StatementMIKAD.pdf
[2] ORF.at, 5. Juli 2019, Kein Einserzeugnis für Deutschklassen: https://orf.at/stories/3128099/
[3] Lisa Sarah Lackner: (Un)überbrückbare Differenzen? Über theoretische Vorgaben und die praktische Umsetzung von Deutschförderklassen an Wiener Volks- und Mittelschulen. Univ. Wien, Masterarbeit 2019, S. 104.
[4] Katharina Resch, Marie Gitschthaler, Susanne Schwab: Teacher’s perceptions about the effects of second language learning models for minority-language students in Austrian schools. (im Erscheinen, eingereicht in einem peer-reviewten Journal)
[5] Vgl. die Vorträge von Marion Döll („Validität und Fairness von Sprachstandsfeststellungen“) und Lena Heine („Sprachliche Kompetenzmodelle im Kontext von Bildungserfolg und Implikationen für den Einsatz des MIKA-D“), ÖDaF-Kurztagung „Sprachstandsfeststellungen im nationalen und internationalen Kontext“, Graz, 15.11.2019.
[6] Marie Gitschthaler, Julia Kast, Rupert Corazza, and Susanne Schwab: Inclusion of minority-language students—teachers’ perceptions on second language learning models (im Erscheinen)

Social Media:
https://www.instagram.com/gegendeutschklassen/
https://twitter.com/ali_doenmez

Informationen für Eltern
Albanisch: https://www.aufstehn.at/wp-content/uploads/Albanisch.pdf
Arabisch: https://www.aufstehn.at/wp-content/uploads/Arabisch.pdf
Bosnisch/Kroatisch/Serbisch: https://www.aufstehn.at/wp-content/uploads/BosnischKroatischSerbisch.pdf
Deutsch: https://www.aufstehn.at/wp-content/uploads/Deutsch.pdf
Englisch: https://www.aufstehn.at/wp-content/uploads/Englisch.pdf
Kurdisch: https://www.aufstehn.at/wp-content/uploads/Kurdisch.pdf
Polnisch: https://www.aufstehn.at/wp-content/uploads/Polnisch.pdf
Russisch: https://www.aufstehn.at/wp-content/uploads/Russisch.pdf
Türkisch: https://www.aufstehn.at/wp-content/uploads/Türkisch.pdf
Ungarisch: https://www.aufstehn.at/wp-content/uploads/Ungarisch.pdf

Wie die Unterschriften übergeben werden:

Dieser Brief soll an Vertreter*innen des Ministeriums persönlich übergeben werden:
https://www.aufstehn.at/wp-content/uploads/Petitionsbrief_20200914.pdf

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Neuigkeiten

2020-10-21 21:20:00 +0200

10,000 Unterschriften erreicht

2020-10-02 21:48:18 +0200

5,000 Unterschriften erreicht

2020-09-15 21:32:06 +0200

1,000 Unterschriften erreicht

2020-09-14 22:20:55 +0200

500 Unterschriften erreicht

2020-09-14 13:41:10 +0200

100 Unterschriften erreicht

2020-09-14 12:36:52 +0200

50 Unterschriften erreicht

2020-09-14 12:04:59 +0200

25 Unterschriften erreicht

2020-09-14 11:17:18 +0200

10 Unterschriften erreicht

2020-09-11 11:50:57 +0200

Dieser Brief soll an Vertreter*innen des Ministeriums persönlich übergeben werden:
https://www.aufstehn.at/wp-content/uploads/Petitionsbrief_20200914.pdf?showEmbed=true