Der Verein Intergeschlechtlicher Menschen Österreich (VIMÖ) startete im Mai 2023 die Petition “Schützen Sie intergeschlechtliche Kinder und Jugendliche” auf unserer Petitionsplattform “mein #aufstehn”. Über 7.000 Menschen schlossen sich ihrer Forderung an. Intergeschlechtliche Kinder und Jugendliche erleben heute immer noch medizinische Eingriffe, die nicht selbstbestimmt und nicht notwendig sind. Damit sollen ihre Körper in die gesellschaftliche Norm von männlich und weiblich passend gemacht werden. Das muss sich dringend ändern! Hier erzählt uns das Team von VIMÖ von den Lebensrealitäten intergeschlechtlicher Menschen in Österreich, von der gelungenen Übergabe der Petition – und wie es jetzt weitergeht:
Der 14. Juni 2023 war ein großer Tag
Wir wurden von Bundesministerin Dr.in Alma Zadić, L.L.M (Grüne) und Bundesminister Mag. Johannes Rauch (Grüne) spontan nach mehreren Anfragen doch noch zu einer persönlichen Petitionsübergabe in das Parlament eingeladen.
Die zuständige Familien- und Jugendministerin Susanne Raab (ÖVP) glänzte durch Abwesenheit und ignorierte die an sie versendete Einladung. Dabei ist es an ihrer Partei, die politische Blockadehaltung aufzugeben, um intergeschlechtliche Kinder und Jugendliche endlich gesetzlich zu schützen!
Zeitig, um 8:15 Uhr, treffen wir uns gemeinsam mit unseren Kooperationspartner*innen – der Selbsthilfegruppe MRKH, der Plattform Intersex Österreich, dem Verein Klinefelter*Inter und der Initiative #aufstehn – zu unserer Petitionsübergabe.
Der frühen Stunde zu trotz kommen dutzende Unterstützer*innen zu unserer Kundgebung vor dem Parlament. Während sich eine kleine Delegation von VIMÖ und den Kooperationspartner*innen zu Petitionsübergabe und Fototermin ins Parlament aufmachen, wird in den Redebeiträgen bei der Kundgebung weiter auf die Dringlichkeit und die Hintergründe unseres Anliegens aufmerksam gemacht.
©Credits #aufstehn _ Clara Gottsauner-Wolf
Fehlender Kinderschutz in Österreich
Österreich ist säumig. Säumig beim Schutz von intergeschlechtlichen Kindern und Jugendlichen. Menschen mit Variationen der Geschlechtsmerkmale werden in Österreich 2023 noch immer medizinisch nicht notwendigen Behandlungen ausgesetzt.
2015 wurde Österreich zum ersten und leider nicht zum letzten Mal von den Vereinten Nationen gerügt: 2015 vom UN-Ausschuss gegen Folter, 2020 vom UN-Kinderrechtsausschuss und im Jänner 2021 empfahlen mehrere Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen – konkret: Argentinien, Island, Malta und Uruguay – Österreich, Kinder und Jugendliche vor nicht-konsensuellen Eingriffen an den Geschlechtsmerkmalen zu schützen.
Österreich nahm die Empfehlungen noch im selben Monat an. Im Pride-Monat Juni 2021 hat der Nationalrat einstimmig (!) die Regierung per Entschließungsantrag aufgefordert, Rechtslücken beim Schutz von intergeschlechtlichen Kindern und Jugendlichen zu schließen. Doch bis heute ist das nicht passiert!
„Die Bundesregierung muss endlich ihren Job erledigen und ein Gesetz zum Schutz von intergeschlechtlichen Kindern und Jugendlichen vorlegen”, ärgert sich Luan Pertl von VIMÖ und der Plattform Intersex Österreich (PIÖ). “Wie lange sollen wir denn noch warten?”
Petition, Offener Brief – wir sind laut!
Am 15.05.2023 starteten wir die Petition auf „mein #aufstehn“ an Gesundheitsminister Rauch, Justizministerin Zadić und Familien- und Jugendministerin Raab mit der Forderung: „Schützen Sie intergeschlechtliche Kinder und Jugendliche!“.
Kurz darauf veröffentlichten wir am 17.05.2023 – dem internationalen Tag gegen Homo-, BI-, Inter- und Trans-Feindlichkeit – einen „Offenen Brief“. Getragen wird der Offene Brief von 72 Organisationen, welche allesamt die verantwortlichen Politiker*innen auffordern, zu handeln und endlich ihr politische Versprechen zu erfüllen.
Visualizza questo post su Instagram