#KeineBühne: Wir glauben den Betroffenen

Kurz nachdem die ersten Betroffenen Ende Mai von sexualisierter Gewalt und Machtmissbrauch rund um Rammstein-Konzerte berichteten, startete #aufstehn einen Appell. Die Forderung “#KeineBühne für mutmaßliche Täter” richtet sich an die Konzertveranstalter_innen zweier Konzerte der Band in Wien. Binnen kürzester Zeit schlossen sich mehr als 17.000 Menschen an und forderten die Absage der Konzerte. Doch die Veranstalter_innen reagierten nicht – deshalb organisierte #aufstehn mit einem breiten Bündnis an Unterstützer_innen für den ersten Konzerttag am 26. Juli eine Aktion vor dem Wiener Ernst-Happel-Stadion. 1.800 Menschen versammelten sich – mit der Botschaft: “Wir glauben Betroffenen!”.

“Wir lassen die Konzerte nicht unkommentiert über die Bühne gehen”

Zuerst war’s ruhig, nur vereinzelt versammelten sich Menschen am Platz zur Kundgebung – während auf der gegenüberliegenden Straßenseite mehrere tausend Rammstein-Fans standen. Doch dann waren wir plötzlich viele: Insgesamt sind 1.800 Menschen dem Demo-Aufruf vor das Wiener Ernst-Happel-Stadion gefolgt. Mit Trillerpfeifen, Demoschildern und Fahnen haben wir ein Zeichen gesetzt. Ein Zeichen der Solidarität mit der Vielzahl an Betroffenen, die in den Wochen zuvor von Machtmissbrauch und physischer und sexualisierter Gewalt durch Mitglieder der Rammstein-Band berichteten. 

  • Mehrere Menschen mit Schildern wie z.B. "... und wenn deine Tochter betroffen wäre?" oder "Zeig Solidarität mit Opfern von Gewalt" oder "Rape Drugs & RocknRoll. Keine Bühne für mutmaßliche Täter."
    (c) #aufstehn/Natalia Román
  • Zwei Schilder mit der Aufschrift: "Wer hat Angst vorm weißen Mann?" und "Zero Konsequenz für Rowzero?"
    (c) #aufstehn/Natalia Román
  • Ein Mensch mit einem Schild "Nein heißt Nein, ihr Arschlöcher!"
    (c) #aufstehn/Natalia Román
  • Eine Demonstrantin mit einem Bild "Sister I believe you"
    (c) #aufstehn/Natalia Román
  • Zwei Menschen mit Schildern: "Keine Bühne für Täter" und "Betroffenen Glauben schenken"
    (c) #aufstehn/Natalia Román

Auf der Demo-Bühne sprachen Gastredner_innen darüber, wie weit verbreitet sexualisierte Gewalt in unserer Gesellschaft ist, wie selten Betroffenen geglaubt wird und mit was sie rechnen müssen, wenn sie in der Öffentlichkeit darüber sprechen. “Betroffene von Gewalt haben in der Tradition unserer Kultur den Mund zu halten. Insbesondere, wenn es um bekannte, mächtige Männer geht. Sich zu Wort zu melden wird umgehend bestraft: Du wirst verdächtigt zu lügen, dich wichtig zu machen und dir schlägt sehr viel Hass entgegen. Dann kommen die Klagsdrohungen oder Klagen. Alles Mittel, um Betroffene zum Schweigen zu bringen und die Verursacher freizuspielen”, erklärt Regisseurin und Drehbuchautorin Katharina Mückstein.

Unsere Gesellschaft schützt mächtige Täter mehr, als sie diejenigen schützt, die Hilfe brauchen würden: Die Betroffenen. Auch Sophie Berghäuser vom Theaterkollektiv Hybrid geht in ihrer Rede auf dieses ungerechte System ein: “Es gibt eidesstattliche Aussagen der Opfer sowie geprüfte Aufnahmen der Verletzungen. Und trotzdem wird Rammstein innerhalb der nächsten zwei Tage vor ca. einhundertzehntausend Menschen gehört werden. Was können wir nun tun, in einem System, in dem wir unsichtbar sind und schweigen sollen?

Gerade deshalb ist es umso mutiger, sich zu äußern. Unser Respekt gilt all jenen, die sich trauen dennoch an die Öffentlichkeit zu gehen. Maria Rösslhumer, Geschäftsführerin der Autonomen Österreichischen Frauenhäuser, sagt dazu: „Unsere Hochachtung gilt all den betroffenen Frauen, die Anzeige erstattet haben, allen, die eidesstattliche Erklärungen abgegeben haben, allen Betroffenen, die sich auf den sozialen Medien gemeldet haben. Wir sind bei ihnen allen.

Zu den Konzertbesucher_innen gerichtet, die sich am Rande der Kundgebung aufstellten, fragt Claim The Space-Aktivistin Kora: „Was wäre, wenn ich dir sagen würde, dass du das Opfer sein könntest? Was wäre, wenn ich dir sagen würde, dass du diejenige bist, die zu einer privaten Party mit dem von dir bewunderten Idol eingeladen wurde? Was wäre, wenn ich dir sagen würde, dass du diejenige bist, die später unter Drogen gesetzt und vergewaltigt wird, während du bewusstlos bist? Oder während du bei Bewusstsein bist und deine NEINs absichtlich ignoriert werden? (…) Würdest du nicht auch wollen, dass die Täter die Konsequenzen für ihre Taten tragen? Würdest du nicht auch eine Art von verdammter Gerechtigkeit wollen? Und gleichzeitig verhindern wollen, dass andere Menschen zu Opfern werden?“

Auf dem Bild sind die Sprecher_innen der Demo #KeineBühne.
(c) #aufstehn/Natalia Román

#KeineBühne für mutmaßliche Täter

Als Ende Mai die ersten Vorwürfe gegen Till Lindemann ans Licht kamen und immer mehr Betroffene von ihren Erfahrungen berichteten, war für uns klar: Solange die Vorwürfe im Raum stehen, sind Konzerte der Band kein sicherer Ort für Besucher_innen. Deshalb forderten wir in einem Appell die Konzertveranstalter_innen bei Arcadia Live und die Stadionbetreiber_innen auf, die Konzerte abzusagen.

Als klar wurde, dass die Konzerte trotz allem stattfinden würden, beschlossen wir, ein starkes Zeichen zu setzen. Gemeinsam mit einem breiten Bündnis an Unterstützer_innen wie den Autonomen Österreichischen Frauenhäusern, dem Frauenvolksbegehren und der Initiative Claim the Space riefen wir dazu auf, am ersten Konzerttag zum Ernst-Happel-Stadion zu kommen und zu zeigen, wie viele hinter den Betroffenen stehen. 

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Wie es jetzt weitergeht

Der Fall Rammstein zeigt gut, wie schwierig es ist, als Betroffene sexualisierter Gewalt Hilfe zu suchen – erst recht, wenn der mutmaßliche Täter eine mächtige Person in der Kulturbranche ist. Betroffene Frauen wurden beschuldigt, zu lügen oder sich ins Rampenlicht stellen zu wollen. Immer wieder wurde auf die Eigenverantwortung der Frauen verwiesen und Täter-Opfer-Umkehr betrieben. 

Umso wichtiger ist es jetzt, dranzubleiben und für bessere Gewaltprävention und Schutzmaßnahmen zu sorgen – sowohl in der Musikbranche, als auch in unserer Gesellschaft. 

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Medien berichteten

Auf dem Bild sind mehrere Überschriften aus vielen österreichischen Tageszeitungen erwähnt.

Auswahl der Medienberichte:

#keineBlumen: Warum wir dem Minister Blumen vor die Tür warfen

Die Petitionsstarterinnen Sofia und Sophie fordern mit ihrer Petition “#keineBlumen: Weltfrauentag – frei für alle!” auf unserer Petitionsplattform “mein #aufstehn” den 8. März zu einem gesetzlichen Feiertag zu ernennen. Deshalb hat #aufstehn gemeinsam mit #keineBlumen am 8. März eine medienwirksame Aktion vor dem Arbeitsministerium organisiert. Wie die Aktion gelaufen ist, was im Anschluss daran im Ministerium besprochen wurde und wie es jetzt weitergeht, das könnt ihr hier nachlesen.

Mehr als 10.000 Menschen fordern gesetzlichen Feiertag

Wenn österreichische Politiker_innen in dem Tempo weitermachen wie bisher, braucht es noch mehr als fünf Generationen, bis wir von echter Gleichstellung aller Geschlechter sprechen können. “Das dauert viel zu lange”, sagt Sofia Surma, “deshalb wollen wir heuer keine Blumen zum 8. März. Stattdessen fordern wir, dass die Aufmerksamkeit an dem Tag wieder darauf gerichtet wird, dass der Kampf um Gleichberechtigung noch lange nicht vorbei ist.” Um das zu erreichen, haben sich Sofia Surma und Sophie Tschannett etwas überlegt: Gemeinsam haben sie die Petition: “#keineBlumen: Weltfrauentag frei für alle!” auf unserer Petitionsplattform mein #aufstehn gestartet.

Ihre Forderung an Arbeitsminister Martin Kocher: Der 8. März soll ein Feiertag für alle werden. “Diesen Tag zum gesetzlichen Feiertag zu erklären, würde ein wichtiges Zeichen im Kampf gegen strukturelle Diskriminierung setzen”, erklärt Sophie Tschannett. Innerhalb kürzester Zeit haben sich mehrere tausend Menschen der Forderung angeschlossen – mittlerweile sind es schon über 10.000.

Wir warfen dem Minister Blumen vor die Tür

Anstatt Maßnahmen für echte Gleichstellung zu setzen, wird die Bevölkerung von der Regierung immer wieder vertröstet – am 8. März bekommen als Frauen gelesene Personen dann jährlich von allen Seiten Blumen überreicht. Aber: Keine Blume der Welt kann strukturelle Ungleichheiten ausgleichen. Mit der Blumen-Geste wird der eigentliche Hintergrund des 8. März komplett verdrängt: Der Tag soll darauf hinweisen, dass es im Bereich der Gleichstellung noch sehr viel zu tun gibt und dass wir von echter Gleichstellung noch meilenweit entfernt sind.

Um dem Arbeitsminister vor Augen zu führen, dass wir am 8. März keine Blumen wollen, sondern die echte Gleichstellung aller Geschlechter fordern, warfen wir ihm symbolisch unsere Blumen vor die Füße. Gemeinsam mit einer Gruppe Engagierter versammelten wir uns am Morgen des 8. März vor dem Arbeitsministerium in Wien. Mit jeder geworfenen Blume verkündeten die Teilnehmer_innen der Aktion einen ganz persönlichen Beweggrundrund für die Forderung. Es brauche diesen Feiertag, “weil es in Österreich viel zu wenige qualitative Kindergärten und Kinderkrippen gibt. Und wenn es sie gibt, ist der Betreuungsschlüssel oft 1:15. (…) Es kann einfach nicht sein, dass ich mich als Mutter entscheiden muss, ob ich mein Kind in schlechte Rahmenbedingungen in den Kindergarten steck oder ob ich mich in die Altersarmut begeb’, weil ich nur Teilzeit oder nicht arbeite.”, sagte zum Beispiel Carina und warf eine Blume vors Ministerium. Medienvertreter_innen waren vor Ort und berichteten von unserer Aktion.

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Mehr Bilder der Aktion kannst du dir hier in unserem FlickR Album ansehen.

Im Ministerium

Im Anschluss an die Aktion waren wir zu einem Termin im Ministerium geladen: Gemeinsam mit Sofia haben wir die Petition an eine Stellvertreterin des Arbeitsministers übergeben. In einem konstruktiven Gespräch konnten wir die Forderung im Namen der Unterstützer_innen anbringen. Ein Versprechen, den gesetzlichen Feiertag umzusetzen, wurde uns aber nicht gegeben. Deshalb bleiben die Petitionsstarterinnen weiter am Thema dran und wir unterstützen sie natürlich dabei!

Es geht weiter – du kannst dich jetzt noch der Petition anschließen und Sofia und Sophie in ihrem Anliegen unterstützen. Hier geht’s zur Petition:

Du hast die Petition bereits unterzeichnet? Dann teile diesen Link jetzt mit drei Freund_innen oder Bekannten: mein.aufstehn.at/p/keineblumen

Medien greifen die Diskussion auf

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#DiagnoseEndometriose: Erste Erfolge

Seit dem Frühjahr setzt sich #aufstehn dafür ein, dass Betroffene der Krankheit Endometriose endlich die Unterstützung erhalten, die sie so dringend brauchen – mit Erfolg. Wie wir gemeinsam dazu beigetragen haben, dass die Regierung erste Schritte setzt und wie es jetzt weitergeht, kannst du hier nachlesen.

Endo… was?

Vergangenes Monat bin ich vor Schmerzen im Supermarkt ohnmächtig geworden. Ich traue mich während meiner Periode kaum mehr außer Haus”, erzählt uns eine Betroffene mit Endometriose. Eine Volkskrankheit, bei der Gebärmutterschleimhaut-ähnliche Zellen außerhalb des Uterus wachsen und sich entzünden können. Und obwohl jede zehnte Frau mit der #DiagnoseEndometriose lebt, dauert es oft Jahre, bis die Krankheit überhaupt erkannt und die heftigen Schmerzen ernst genommen werden. Für die Erkrankten ist die Belastung groß: Die Folgen reichen von extremen Schmerzen über Ohnmacht bis hin zur Unfruchtbarkeit. Sie müssen oft jahrelang von einer Ordination zur anderen rennen, bis sie eine Diagnose und entsprechende Behandlung bekommen, denn die Forschung und Weiterbildung wurde zu lange vernachlässigt. Die Folge: In unserer Gesellschaft – in der Schule, am Arbeitsplatz, im Büro – fehlt das Verständnis für die Krankheit. Das macht das Leben für die Betroffenen noch schwieriger.

 

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Während andere Länder wie zum Beispiel Frankreich schon längst Aktionspläne gegen die Krankheit ausgerufen haben, fehlt es in Österreich noch immer an Bewusstsein und Maßnahmen. Damit Betroffene endlich die Unterstützung erhalten, die sie so dringend brauchen, haben wir im Frühjahr einen Appell an den Gesundheitsminister gestartet. Darin fordern wir den Gesundheitsminister auf, das Bewusstsein über Endometriose schaffen, etwa durch eine Informationskampagne, den Gesundheitssektor zu stärken und Betroffene endlich angemessen zu unterstützen. Innerhalb kurzer Zeit haben sich mehr als 20.000 Menschen unserer Forderung angeschlossen. Und bereits jetzt können wir erste Erfolge verzeichnen!

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Unser Engagement zeigt Wirkung

Im Mai waren Philine und Flora im Gesundheitsministerium zum Gespräch bei Sektionsleiterin Dr.in Katharina Reich, um unsere Forderungen im Namen der Unterzeichner_innen persönlich zu übermitteln. Jetzt wurden erste Ergebnisse des Gesprächs in die Tat umgesetzt: Erstmals wurde in Österreich eine Studie zu Menstruationsgesundheit beauftragt – ein wichtiger Erfolg! Mit diesen Daten können in weiterer Folge Maßnahmen umgesetzt werden, die Betroffenen von Endometriose gezielt helfen.

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#aufstehn im Kino

Um zusätzlich mehr Bewusstsein für die Krankheit zu schaffen, brachten wir im September den ersten österreichischen Endometriose-Dokumentarfilm “nicht die regel” ins Wiener Stadtkino. Gemeinsam mit den Filmemacher_innen, Betroffenen und Expertinnen sprachen wir im Anschluss in einem Podiumsgespräch darüber, wieso die Erkrankung noch so unbekannt ist. Wie unser Kinoabend gelaufen ist und was sich in Österreich tun muss, um Betroffene ausreichend zu unterstützen, könnt ihr hier nachlesen.

Wir bleiben dran

Jetzt heißt es: Weiterhin dran bleiben und den Druck aufrechterhalten, damit alle Versprechen auch eingelöst werden. Das schaffen wir nur mit deiner Hilfe!

Das kannst du tun:
Unterzeichne jetzt unseren Appell an den Gesundheitsminister und fordere ihn auf, Betroffene von Endometriose endlich zu unterstützen:

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Hör dir unsere Podcast-Folge an: Darin sprechen wir mit Ines Mayer, Obfrau der Endometriose Vereinigung Austria (EVA) und eine der Erstunterzeichnerinnen unseres Appells #DiagnoseEndometriose, über Endometriose – und zeigen auf, was die Politik tun muss, damit Betroffene ausreichend unterstützt werden. Jetzt Podcast anhören.

Hilfe für Betroffene
Endometriosevereinigung Austria unter https://www.eva-info.at/

 

Friedhof der Femizide

Am Vorabend des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen verwandelten wir den Wiener Minoritenplatz beim Frauenministerium in eine Gedenkstätte für von Männern getötete Frauen. Mit dem “Friedhof der Femizide” wollten wir einen Raum der gemeinsamen Trauer schaffen und gleichzeitig den zuständigen Politiker_innen den dringenden Handlungsauftrag erteilen, endlich effektiven Gewaltschutz und Gewaltprävention umzusetzen. Mehr als 350 Einzelpersonen aus der #aufstehn-Community haben die Aktion mit ihrer Spende ermöglicht. Wie wir gemeinsam der getöteten Frauen gedacht haben und wie es jetzt weitergeht, kannst du hier nachlesen.

Ein starkes Zeichen

Am Donnerstag, den 24. November, haben wir am Wiener Minoritenplatz 30 Holzkreuze aufgestellt und sie mit Blumenkranz und Grabkerzen verziert – jedes Kreuz steht symbolisch für eine Frau bzw. als Frau gelesene Person, die dieses Jahr getötet wurde und eine Lücke hinterlässt. Und es war überwältigend: Trotz des Regens und eisiger Novemberfrische haben sich fast 100 Menschen auf unserem Friedhof der Femizide versammelt. Ein starkes Zeichen, denn mit dieser Aktion wollten wir Menschen in ihrem Alltag die Möglichkeit geben, gemeinsam inne zu halten und der Frauen zu gedenken, die männlicher Gewalt zum Opfer gefallen sind und davon betroffen sind.

Gewaltschutz statt Symbolpolitik

Gleichzeitig wollten wir damit einen klaren Handlungsauftrag an die Politik erteilen, denn die kürzlich von Frauenministerin Susanne Raab angekündigten Gewaltschutzmaßnahmen sind nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Die Politik muss das Problem männlicher Gewalt endlich anpacken – und zwar jeden Tag und in jedem Ressort – bevor der nächste Mann zur Tat schreitet. Um den Politiker_innen vor Augen zu führen, welche Folgen ihre Symbolpolitik hat, haben wir ihnen den Friedhof der Femizide direkt vors Büro gesetzt. Damit haben wir ihnen einmal mehr aufgezeigt, dass Gewalt an Frauen uns alle etwas angeht, dass wir nicht wegschauen und gemeinsam umfassende Gewaltschutzmaßnahmen einfordern.

  • #aufstehn / Mercan Falter
  • #aufstehn / Mercan Falter
  • #aufstehn / Mercan Falter
  • #aufstehn / Mercan Falter
  • #aufstehn / Mercan Falter

 

Während der Aktion betonte #aufstehn Campaigns Director Philine, dass es der Regierung nicht egal sein sollte, dass die Zahl der Betroffenen von Gewalt steigt und wir Jahr für Jahr diese erschreckende Bilanz ziehen müssen. “Die Regierung vertröstet uns in Sachen Gewaltschutz seit Jahren mit kleinen Budgeterhöhungen. Das reicht aber nicht aus!”, so Philine. Nach dem Redebeitrag legten Mirjam und Christian aus dem #aufstehn-Team einen Grabkranz nieder. Mit einer klaren Botschaft an die Politik: „Schauen Sie nicht weg, tun Sie was – und das nicht nur anlässlich der 16 Tage gegen Gewalt – sondern jeden Tag im Jahr!” Im Anschluss sangen alle Anwesenden gemeinsam das “Canción sin miedo” (Lied ohne Furcht) von Vivir Quintana in Begleitung von einem Teil der Sirenen, einem autonomen FLINTA-Chor. Mit einer Schweigeminute beendeten wir das gemeinsame Gedenken.

 

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Ein großes Danke geht an die über 350 Menschen aus der #aufstehn-Community, die mit ihrer Spende die Aktion möglich gemacht haben! 🧡

Was du tun kannst

1. Unterstütze unseren Appell an die Frauenministerin

Langfristig braucht es viele Reformen, damit alle in unserer Gesellschaft auch tatsächlich gleichgestellt sind. Aber um Frauen und Kinder vor Gewalt zu schützen, müssen die politischen Entscheidungsträger_innen jetzt die überfälligen Maßnahmen umsetzen. Unterzeichne auch du und hilf uns, Frauenministerin Raab zum Handeln zu bewegen:

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2. Glaube Betroffenen

Es erfordert großen Mut und Kraft, als Betroffene die eigenen Gewalterfahrung(en) zu teilen. Als Zuhörer_in ist es wichtig, dass wir das Gesagte nicht hinterfragen, sondern ernst nehmen und unterstützend zur Seite stehen. Weiter unten sind Helplines aufgelistet, die vertraulich und rund um die Uhr erreichbar sind.

3. Zeig Zivilcourage

Schreite ein, wenn du Zeug_in von Gewalt bist. Einschreiten kann vieles bedeuten: Neben dem direkten Eingreifen kann das auch heißen, den Täter abzulenken, eine andere Person um Hilfe zu bitten, die Tat zu dokumentieren oder bei der betroffenen Person nachzufragen, ob sie Unterstützung braucht.

4. Weiter #aufstehn

Lass uns gemeinsam weiterhin lästig und laut bleiben – zeigen wir den Politiker_innen, dass wir so lange für Betroffene aufstehn, bis sie endlich echten Gewaltschutz und Gewaltprävention umsetzen.

 

Hilfe für Betroffene

  • Die Frauenhelpline ist österreichweit, rund um die Uhr, gebührenfrei und vertraulich erreichbar: 0800 222 555
  • Beratung für Männer gibt es bei der Männerinfo: 0800 / 400 777 oder 
  • beim Männernotruf: 0800 / 246 247
  • Auch die Telefonseelsorge ist unter 142 rund um die Uhr erreichbar.

 

Unser Kinoabend im Zeichen von Endometriose

Um mehr Bewusstsein für die chronische Krankheit zu schaffen, brachte #aufstehn den Endometriose-Dokumentarfilm “nicht die regel” am 27. September ins Wiener Stadtkino. Gemeinsam mit den Filmemacher_innen, Betroffenen und Expertinnen sprachen wir im Anschluss in einem Podiumsgespräch darüber, wieso die Erkrankung noch so unbekannt ist. Wie unser Kinoabend gelaufen ist und was sich in Österreich tun muss, um Betroffene ausreichend zu unterstützen, könnt ihr hier lesen.

“Wir wurden jahrelang nicht ernst genommen, von Ärzt_innen weggeschickt, von Freund_innen und der Familie beschwichtigt. Das wollen wir anderen ersparen, indem wir über Endometriose informieren“, erzählt Regisseurin Ranya Schauenstein. Deshalb hat sie gemeinsam mit ihrem Filmteam – acht Personen, die selbst von Endometriose betroffen sind – nicht die regel”, den ersten österreichischen Dokumentarfilm zum Leben mit Endometriose, produziert. Der Film begleitet Julia, Alexandra und Anita: Sie leben mit der Diagnose Endometriose und geben persönliche Einblicke in die Auswirkungen der Erkrankung auf den Alltag von Betroffenen. Neben extrem starken Schmerzen, die die Lebensqualität einschränken und enormen Kosten, die die Krankenkasse nicht übernimmt, bis hin zum unerfüllten Kinderwunsch – die Folgen der Krankheit sind vielfältig. Endometriose ist nicht die Regel.

 

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Der Film hat Endometriose erstmals aus ihrem Schattendasein geholt: Denn obwohl fast eine halbe Million Menschen in Österreich mit Endometriose leben, fehlt es an Bewusstsein für die Krankheit – in der Gesellschaft, der Politik und im Gesundheitssystem. Das hat zur Folge, dass Betroffene oft alleine gelassen werden.

#aufstehn will dafür sorgen, ein Stück weit mehr Bewusstsein für die weit verbreitete Krankheit zu schaffen. Deswegen zeigten wir den Film gemeinsam mit den Filmemacherinnen im Wiener Stadtkino.

Endometriose im Gespräch

Im Anschluss an den Film sprach #aufstehn Campaignerin Flora mit Ranya Schauenstein (Initiatorin und Regisseurin von “nicht die regel”), Dr.in Alexandra Perricos (MedUni Wien, Klinische Abteilung für Allgemeine Gynäkologie) und Julia Stroj (ÖGB, Referat für Gesundheitspolitik) darüber, warum Betroffene mit den Schmerzen allein gelassen werden und was die Politik tun muss, um das zu ändern.

Regisseurin Ranya Schauenstein wirft im Gespräch einen Blick zurück zur Premiere von “nicht die regel”, die ein Jahr zurückliegt. Seitdem hat sich einiges getan: Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron hat Endometriose als gesamtgesellschaftliches Problem anerkannt und ihr den Kampf angesagt [1], in Deutschland rückte das Thema mit der Kampagne “#EndEndosilence” mehr in die Öffentlichkeit [2] und mit Hilary Clinton als Executive Producer erhält die neue Dokumentation “Below the Belt” große Aufmerksamkeit [3].

Für Julia Stroj ist klar: Damit Betroffene von Endometriose die Hilfe bekommen, die ihnen zusteht, muss sich auch in Österreich endlich was ändern. Das Gesundheitssystem ist so komplex, weil unterschiedlichste Interessensvertreter_innen beteiligt sind – von der Gesundheitskasse über die Ärztekammer bis hin zu den einzelnen Krankenhäusern. Umso wichtiger wäre es, dass das Gesundheitsministerium alle an einen Tisch holt und eine umfassende Endometriose-Strategie ausarbeitet. Betroffenen empfiehlt sie bis dahin, sich an Ombudsstellen zu wenden, damit zum Beispiel Kosten für Hormonbehandlungen rückerstattet werden.

Dr.in Alexandra Perricos wünscht sich mehr Bewusstseinsbildung – sowohl in der Bevölkerung, als auch bei Ärzt_innen. Gerade weil Endometriose eine komplexe Erkrankung ist, rät sie dazu, Patientinnen bei einem Endometriose-Verdacht an Spezialist_innen zu verweisen.

Jetzt Druck aufrecht erhalten

“Wir müssen weiter dranbleiben”, betont abschließend Ranya Schauenstein. So lange, bis “es vom Gesundheitsministerium ausreichend Geld gibt und bis es klare Behandlungspfade gibt, sodass es für die Betroffenen schnell und einfach ist, in den Wirren dieses Gesundheitssystems genau an den richtigen Ort zu kommen”, schließt Julia Stroj die Runde.

Mehr als 20.000 Menschen setzen sich bereits dafür ein: In unserem Appell #DiagnoseEndometriose an Gesundheitsminister Johannes Rauch fordern sie einen Nationalen Aktionsplan zu Endometriose. Bereits im Mai haben wir ihn der zuständigen Sektionschefin Dr.in Katharina Reich übergeben. Und: Wir konnten erreichen, dass endlich Daten zur Erkrankung, der Dunkelziffer und den Bedürfnissen von Betroffenen gesammelt werden. Darauf aufbauend sollen dann im Frühjahr Ziele auf Bundesebene formuliert werden. Aber das bedeutet natürlich nicht, dass wir uns einstweilen gemütlich zurücklehnen werden. Jetzt heißt es: Druck aufrechterhalten und zeigen, dass wir weiterhin dranbleiben, damit die Versprechen auch eingelöst werden.

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Hilfe für Betroffene
Endometriosevereinigung Austria unter https://www.eva-info.at/

 

Plakat-Aktion: So wollen wir das Tabu brechen

In der Vorweihnachtszeit hingen in allen österreichischen Landeshauptstädten unsere Plakate zum Thema männliche Gewalt gegen Frauen. So machten wir auf das Thema aufmerksam und zeigten, wohin sich Betroffene wenden können, um Hilfe zu erhalten. Mehr als 400 Einzelpersonen aus der #aufstehn-Community haben die Plakate mit ihrer Spende ermöglicht. Hier kannst du nachlesen, wie wir das geschafft haben und wie es jetzt weitergeht.

Gewalt gegen Frauen geht uns alle an

Männliche Gewalt an Frauen ist tief in unserer Gesellschaft verwurzelt: Sie fängt bei abfälligen Kommentaren an und geht über psychische Gewalt bis hin zu körperlicher Gewalt und Mord. Ein Großteil der Fälle findet im eigenen Zuhause statt, was dazu führt, dass es ein Tabu-Thema ist und viel zu wenig darüber gesprochen wird. Genau das ist aber dringend notwendig, um Gewalt zu verhindern und Betroffene zu schützen.

Gerade in der Vorweihnachtszeit wird es gefährlich, denn da erreicht jedes Jahr die Zahl der Fälle der Gewalt im eigenen Zuhause ihren Höhepunkt [1] – und Lockdowns verschärfen die Situation.

Deshalb ist es so wichtig miteinander darüber zu sprechen: Ob in deiner Familie, deinem Bekanntenkreis oder in der gesamten Gesellschaft. Mit den Plakaten signalisieren wir: Gewalt ist keine Privatsache, sie geht uns alle an – und jede_r kann einen Beitrag leisten.

In dem Bild steht schwarz auf weiß: "Jede fünfte Frau ist ab ihrem 15. Lebensjahr körperlicher und/oder sexueller Gewalt ausgesetzt" (Quelle: FRA 2014). Darunter sind fünf symbolische Frauenfiguren in orange. Die fünfte Figur ist in dunklem orange, die anderen vier in hellem orange.

Politiker_innen sehen zu

Die Antwort der politischen Entscheidungsträger_innen bleibt bescheiden. Frauenministerin Susanne Raab stockte zwar das Frauenbudget auf – für die ausgelasteten Frauenhäuser und Expert_innen steht allerdings fest: Das reicht nicht mal ansatzweise! Hilfseinrichtungen und Beratungseinrichtungen sind überlastet [2]. Expert_innen fordern seit Jahren mehr Mittel.

Und obwohl Gewalt Zuhause durch die Pandemie gestiegen ist und fast jede zweite Woche ein Mann eine Frau tötet, bleibt die Regierung beim Schutz von betroffenen Frauen säumig.

 

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Wir nehmen die Sache selbst in die Hand

Mit Plakaten in allen Landeshauptstädten haben wir das Problem der männlichen Gewalt in die Öffentlichkeit gebracht und gezeigt, wohin sich Betroffene wenden können, um Hilfe zu erhalten.
Neben den Nummern der Frauenhelpline und Telefonseelsorge waren auch die Nummern des Männernotrufs und der Männerinfo auf dem Plakat. Alle sind österreichweit rund um die Uhr und kostenlos erreichbar:

  • Die Frauenhelpline ist österreichweit rund um die Uhr, gebührenfrei und vertraulich erreichbar unter: 0800 222 555
  • Beratung für Männer gibt es bei der Männerinfo: 0800 / 400 777 oder 
  • beim Männernotruf: 0800 / 246 247
  • Auch die Telefonseelsorge ist unter 142 rund um die Uhr erreichbar. 

 

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Auch die Medien greifen Diskussion auf

Nur allzu oft wird männliche Gewalt gegen Frauen als “Privatsache” oder Tabu behandelt. Unser Ziel war es, eine Diskussion zu starten und dem Thema mehr Öffentlichkeit zu verschaffen – und wir haben es geschafft: Zahlreiche Medien haben sich dank der Plakate dem Thema angenommen und darüber berichtet.

Ein großes Danke geht an die über 400 Menschen aus der #aufstehn-Community, die mit ihrer Spende die Plakat-Aktion möglich gemacht haben! 🧡

Wie geht’s jetzt weiter?

Die Aktionstage “16 Tage gegen Gewalt an Frauen” sind vorbei: Das heißt aber nicht, dass das Problem damit gelöst ist. Wir setzen uns weiterhin dafür ein!

Langfristig braucht es viele Reformen, damit alle in unserer Gesellschaft auch tatsächlich gleichgestellt sind. Aber um Frauen und Kinder vor Gewalt zu schützen, braucht es dringend Maßnahmen, die die politischen Entscheidungsträger_innen umsetzen müssen. Unterstütze jetzt unseren Appell an die Frauenministerin Susanne Raab:

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Quellen:
[1] frauenhelpline.at: Jahresbericht 2020
[2] Der Standard, 30.04.2021: Gewalt gegen Frauen: Opferschutzeinrichtungen völlig überlastet