1.537 Unterschriften für mehr Öffis im Yspertal

Foto: Eva-Maria Ginal

Mit der Forderung „Lasst den Bus am Wochenende ins Yspertal fahren!“ startete Sarah P. vom Verein „Bahn zum Berg“ im Sommer 2022 eine Petition auf unserer Plattform „mein #aufstehn“. Über 1.500 Menschen schlossen sich ihr an. Das in Niederösterreich gelegene Yspertal und die Ysperklamm sind beliebte Ausflugsdestination von Wander_innen. Leider ist weder der Ort Ysper, noch die Ysperklamm, am Wochenende mit dem Bus erreichbar. Das muss sich ändern, sagen Sarah und ihre Unterstützer_innen. Hier erzählt sie uns vom Sammeln der Unterschriften, dem gelungenen Aktionstag und der spannenden Übergabe.

Die Petition

Im August 2022 starteten wir vom Verein „Bahn zum Berg“ die Petition „Lasst den Bus am Wochenende ins Yspertal fahren!“ auf mein.aufstehn.at. Bis Jahresende wurden genau 1.537 Unterschriften gesammelt – ein bemerkenswerter Erfolg! Er zeigt, dass das Thema sanfte Mobilität in ländlichen Regionen zahlreiche Menschen bewegt. Dass die Nachfrage nach einem Bus am Wochenende von vielen Seiten besteht, beweist das große Interesse an dieser Unterschriftenaktion. Auch zahlreiche Organisationen und NGOs unterstützten das Anliegen von Anfang an – unter ihnen der Alpenverein (Sektion Edelweiss und Linz), die Naturfreunde Österreich, der VCÖ, auch die NÖN berichtete. Im September gab es bereits erste Gespräche mit Veronika Schroll, Bürgermeisterin aus Ysper.

“Wenn wir auf Anhieb – ohne Budget und ohne Partei im Hintergrund – über 1.500 Unterschriften sammeln konnten, zeigt das, wie wichtig das Thema Öffis den Menschen ist. Noch dazu, da es ein sehr lokales Anliegen in einer kleinen Region ist, die nicht unbedingt im Tourismus- und Werbe-Spotlight steht. ”

– Sarah P., Petitionsstarterin

Der Aktionstag

Am 17. September reisten knapp zwanzig Menschen extra aus Wien, Linz, Ysper und Steyr für unseren Aktionstag am Bahnhof in Ybbs an. Gemeinsam warteten wir bei kaltem Herbstwetter auf den Bus zur Ysperklamm – leider vergeblich. Wir wussten bereits, dass dieser Bus nicht kommen würde. „Wir wollen den Bus ins Yspertal!“, sangen wir im Chor dagegen an.

Ich habe kein Auto und mache nur Öffi-Wanderungen. Mit dem Zug
komme ich super nach Ybbs – dort ist für mich jetzt Stopp. Das ist schade!“

– Viktoria D., aus Wien angereist

Foto: Sarah Pallauf

Die Übergabe

Unter den 1.537 Unterstützer_innen der Petition sind nicht nur Wander_innen, sondern auch Menschen, die im Yspertal leben und arbeiten. Diese verschiedenen Perspektiven sind auch bei der Übergabe am 19. Dezember im Landhaus in St. Pölten spürbar. Die Stimme der im Yspertal ansässigen Menschen repräsentiert Diethold Schaar, Geschäftsführer des Landhotel Yspertal. Er hält eine Öffi-Verbindung am Wochenende aus mehreren Gründen für wichtig:

„Immer mehr Gäste fragen bei ihrer Zimmerbuchung nach der Möglichkeit, öffentlich an- und abzureisen. Es ist frustrierend, ihnen sagen zu müssen, dass dies am Wochenende und in den Sommerferien nicht möglich sei. Zudem können wir als Betrieb derzeit leider keine Mitarbeiter_innen ohne Auto einstellen, da sie am Wochenende einfach nicht zur Arbeit kommen können.”

– Diethold Schaar, Landhotel Yspertal

Der zuerst für die Petitionsübergabe adressierte Landesrat für Verkehr Ludwig Schleritzko erklärte sich für nicht zuständig und verwies uns an den Landesrat für Tourismus Jochen Danninger, den wir dann um einen Termin baten. Nach einigen Wochen kam die Einladung ins Landhaus in St.Pölten, wo wir vom Verein „Bahn zum Berg“ die Petition im Namen aller Unterzeichner_innen an die Vertreter_innen der Landesregierung übergaben.

Foto: Eva-Maria Ginal

Die Argumente für einen Bus oder Bedarfsverkehr an Wochenenden und in den Schulferien ins Yspertal wurden interessiert angehört, es folgte ein ernsthafter Austausch in wertschätzender Atmosphäre. Dennoch war dieser Austausch auch ernüchternd – Ausschreibungen würden im Verkehrsbereich für 10 Jahre getätigt, das Waldviertel sei erst wieder 2029 an der Reihe. Diese Zeitangaben erschütterten uns – müssen Menschen ohne Auto, die ins oder aus dem Yspertal wollen, nun weitere sieben Jahre auf teure Taxis ausweichen?

Unterstützung gäbe es für Bürgermeister_innen und Gemeinden bei Mobilitätsprojekten selbstverständlich, versichern die Mobilitäts- und Tourismusexpert_innen. Allerdings baue man hier auch auf die Proaktivität der Bürgermeister_innen und darauf, dass sie mit konkreten Wünschen an die Landesregierung herantreten. Es tue sich viel in Niederösterreich in punkto Bedarfsverkehr, laufend werden in neuen Regionen Pilotprojekte gestartet. Planung und Ausschreibung seien aber extrem kompliziert.

Im Anschluss diskutierten wir noch die inspirierende Idee, einen Mobilitätstag in der Region Yspertal zu organisieren. Denn es braucht Anstoß, Energie und Mut von allen Beteiligten, um hier sprichwörtlich den Bus ins Rollen zu bringen.

Fazit

Die Unterschriften wurden an Vertreter_innen der niederösterreichischen Landesregierung aus den Abteilungen Mobilität und Tourismus übergeben. Diskussion und Austausch waren spannend. Nun geht es weiter – mit weiteren Aktionen 2023, mit weiterer Berichterstattung.

Denn: Der Bus ins Yspertal soll kein Drama werden wie jenes um Godot. „Was, wenn er nicht kommt…?“, fragen die Charaktere in Samuel Becketts Theaterstück. Das ist einfach keine Option, sagen wir.

Wir bleiben dran!

Du hast die Petition noch nicht unterzeichnet? Dann kannst du das hier tun.

 

Info:
Petition für eine Busverbindung am Wochenende ins Yspertal: „Lasst den Bus am Wochenende ins Yspertal fahren!“
Pressemitteilung vom Verein „Bahn zum Berg“
Bericht der NÖN über die Petition für einen Bus am Wochenende ins Yspertal

Dieser Blogbeitrag kommt vom #aufstehn-Team. Hin und wieder schreiben auch andere Engagierte oder Petitionstarter_innen Beiträge.