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Vienna Insurance Group: Raus aus Kohle!

Versicherungsunternehmen wie die Vienna Insurance Group haben es in der Hand, einen zentralen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten: Indem sie aufhören, Kohleunternehmen zu versichern. Das fordern über 11.000 #aufstehn-Unterstützer_innen in einem Appell von der Wiener Städtischen Versicherung AG Vienna Insurance Group mit Hauptsitz in Österreich. Ende September trafen wir auf Vertreter_innen des Unternehmens, um sie mit der Forderung zu konfrontieren – lies hier, wie es gelaufen ist.

Kohle-Geschäfte sind dreckige Geschäfte

40 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen sind auf Kohleverbrennung zurückzuführen.[1] Wenn wir also die voranschreitende Erderhitzung aufhalten wollen, müssen wir schleunigst den Abbau und die Verbrennung von Kohle einstellen. Doch der Kohleausstieg stockt, obwohl die Risiken von Kohlegeschäften steigen. Hier kommen Versicherungsunternehmen ins Spiel, denn sie halten den Schlüssel in der Hand: Ohne den (Rück)Versicherungen und finanziellen Garantien kann der angeschlagene Kohlesektor nicht mehr überleben.

Auch die Wiener Städtische Versicherung AG Vienna Insurance Group mit Hauptsitz in Österreich hat im Ausland Verträge mit Unternehmen, die Kohle abbauen und Kraftwerke betreiben.[2] Deshalb fordern wir die Vienna Insurance Group in unserem Appell auf, sich aus den dreckigen Kohledeals zurückzuziehen.[3]

Bildbeschreibung: Auf dem Bild ist im Vordergrund ein 10-Meter langes Banner zu sehen, auf schwarzen Hintergrund steht: "Vienna Insurance Group: PROTECT WHAT MATTERS. Insure our future, not fossil fuels." Im Hintergrund ist ein modernes mehrstöckiges Gebäude zu sehen, auf dem das Logo der Wiener Städtischen Versicherung AG Vienna Insurance Group zu erkennen ist.
(c) Christoph Glanzl

11.000 Unterzeichner_innen fordern Schluss für Kohle

Ende September war es soweit: Im Namen der über 11.000 Unterzeichner_innen konfrontierten wir bei einem Übergabegespräch den Vorstand der Vienna Insurance Group mit unserer Forderung. Mit im Gepäck waren hunderte persönliche Botschaften von #aufstehn-Unterstützer_innen an die Versicherung, die wir vorab gesammelt hatten. Neben unserer Campaignerin Philine Dressler nahm auch Kuba Gogolewski, Finanzexperte bei der polnischen NGO Fundacja „Rozwój TAK – Odkrywki NIE“, am Gespräch mit der VIG Teil.

 

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“Wir haben bereits eine Klimawandelstrategie”

Im Laufe des Gesprächs wollte uns der Vertreter aus Datenschutzgründen keine genaueren Auskünfte über Verträge mit Kohle-Unternehmen geben. Auf unsere Forderung nach einem Kohleausstieg erwiderte das Vorstandsmitglied: “Wir haben bereits eine Klimawandelstrategie”. Tatsächlich hat das Unternehmen bereits 2019 auf Druck von Umweltaktivist_innen eine Klimawandelstrategie verkündet. Darin hat sich die Vienna Insurance Group Regeln gesetzt, inwiefern Deals mit Unternehmen, die Kohle abbauen und vertreiben, zulässig sind.[4] Doch seither hat sich viel getan – und die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse des Weltklimarates sind ein deutliches Warnsignal: Wenn wir es nicht schaffen, die weltweiten Emissionen drastisch zu verringern, könnte die Erderhitzung bereits 2030 1,5°C erreichen, statt “erst” 2050.[5] Das mag sich kaum spürbar anhören – aber jedes Zehntel Grad mehr bedeutet einen Schritt näher an tödlichen Hitzewellen, Lebensmittelknappheit und Flutkatastrophen – und bedroht damit die Existenz unserer Kinder und Nachkommen auf diesem Planeten.[6]

Der Ball liegt jetzt bei der Vienna Insurance Group

Unsere Forderung ist deshalb klar: Die Klimawandelstrategie des Unternehmens gehört überholt, strengere Regeln müssen her, wenn die VIG es mit dem Kohleausstieg und unserer Zukunft ernst nimmt. Konkrete Verbesserungsvorschläge haben wir mithilfe internationaler Expert_innen nun zusammengestellt und dem Unternehmen geschickt. Der Ball liegt jetzt also bei der Vienna Insurance Group, bis zur UN-Klimakonferenz Anfang November erwarten wir uns Rückmeldungen.

Wir bleiben jedenfalls dran – denn nur, wenn Entscheidungsträger_innen in Politik und Unternehmen jetzt Verantwortung übernehmen, haben wir eine Chance, die schlimmsten Auswirkungen der Erderhitzung zu verhindern. Gemeinsam mit Partnerorganisationen wollen wir deshalb auch im Oktober zum internationalen Rückversicherungskongress in Baden-Baden reisen, wo sich Vertreter_innen der weltweit führenden Versicherungsunternehmen ein Stelldichein geben. Dafür tüfteln wir bereits an Aktionen, um an die Verantwortung der Versicherungsbranche zu appellieren und sie zum Handeln bewegen – wir werden berichten!

Quellen:
[1] greenpeace.de: Brennstoff Kohle
[2] seenews.com: Bulgaria’s TPP Maritsa Iztok 2 extends insurance deal with Bulstrad VIG
[3] actions.aufstehn.at: Wiener Städtische Versicherung AG Vienna Insurance Group: Raus aus Kohle!
[4] vig.com: Klimawandelstrategie
[5] ORF.at, 10.08.2021: Schlimm bis schlimmer: Fünf Szenarien der Erderwärmung
[6] moment.at: Klimakrise: So heiß könnte es in deinem Leben noch werden

Philine ist Campaignerin und betreut Kampagnen von #aufstehn. Davor hat sie u.a. bei den EU-Institutionen in Brüssel gearbeitet. Bei der Internationalen Kampagne für die Abschaffung von Nuklearwaffen (ICAN) hat sie seit 2014 als Campaignerin mitgewirkt.