Engagierte NiederösterreicherInnen kämpfen für St. Gabriel

Die engagierte Niederösterreicherin Nadja L. hat auf der Plattform mein.aufstehn.at eine Petition gestartet. Darin fordert sie die niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner auf, die Schließung der Flüchtlingsunterkunft St. Gabriel zu verhindern. Die Zivilgesellschaft leistet Widerstand, der Appell verbreitet sich rasend schnell. Tausende Menschen schließen sich der Forderung an. Für ihren Einsatz wurde Nadja nun für den Freiwilligenpreis des Roten Kreuzes nominiert.

“Ich ging zu dem Flashmob, der vor St.Gabriel stattfand und war überrascht, dass ca. 300 Menschen dort bei strömenden Regen ihre Solidarität mit den BewohnerInnen der Flüchtlingsunterkunft ausdrückten, eine Menschenkette bildeten und ‘we shall overcome’ sangen. Ein kleiner Bub hielt ein Schild hoch, auf dem stand: ‘Bitte nehmt mir meine Freunde nicht weg’. In den Augen der Menschen lag Verzweiflung. Am Weg nach Hause beschloss ich, dass es das nicht gewesen sein konnte. Dass ich mich nicht damit abfinden wollte, dass eine derart willkürliche und menschenunwürdige Symbolpolitik hier in Niederösterreich stattfindet –  quasi gleich bei mir um die Ecke. Also setzte ich mich hin und gründete auf der Petitionsplattform mein #aufstehn eine Initiative zum Erhalt der Einrichtung St. Gabriel,” schildert die engagierte Nadja L. ihren Beweggrund, die Petition “Die Flüchtlingsunterkunft St. Gabriel soll bleiben!” zu starten.

Seit mehr als 25 Jahren werden geflüchtete Menschen im Caritashaus St. Gabriel betreut, darunter Personen mit physischen und psychischen Beeinträchtigungen, Familien mit Kindern und Minderjährige. Dort sind Menschen untergebracht, die nirgendwo anders eine Unterkunft finden, da sie spezielle Bedürfnisse haben und woanders nicht adäquat betreut werden konnten. Im Juni dieses Jahres verkündete der niederösterreichische Landesrat Waldhäusl plötzlich die Schließung der Flüchtlingsunterkunft St. Gabriel. 110 Menschen sollten ihr Zuhause verlieren, rund 30 Personen ihren Arbeitsplatz – all das mussten die Betroffenen aus den Medien erfahren. [1]

Der Appell der engagierten Niederösterreicherin fordert die niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner auf, die Schließung der Flüchtlingsunterkunft zu verhindern. Er verbreitet sich schnell, mittlerweile haben ihn knapp über 15.000 Menschen unterschrieben. “Noch immer bin ich überwältigt von den vielen Zusendungen und dem Engagement der UnterstützerInnen. Es hat mir gezeigt: Wir sind viele!”, sagt Nadja. Durch diese breite Unterstützung gelang es der Petitionsstarterin die Landeshauptfrau von ihrem  Anliegen zu überzeugen und einen Termin für die Petitionsübergabe zu erhalten.

Gemeinsam mit Pater Denkmayr als Vertreter der Steyler Missionare, die die Eigentümer des Missionshauses und Nachbarn der Flüchtlinge in St. Gabriel sind, sowie einem langjährigen Freiwilligen konnte sie die Unterschriften und ihre Forderung persönlich an die niederösterreichische Landeshauptfrau übergeben. Diese sicherte ihr den Fortbestand der Einrichtung zu, allerdings nur mit 50 BewohnerInnen. Einige humanitäre Härtefälle konnten in St. Gabriel bleiben.

Heute aber leben nur mehr 36 BewohnerInnen in St. Gabriel. Alle unbegleiteten Minderjährigen wurden in andere Einrichtungen verlegt und auch acht der humanitären Härtefälle wurden zuerst ins Helenental und nach der Schließung dieses Quartiers mit Ende August wieder in andere Einrichtungen übersiedelt. Nach wie vor hat es den Anschein, dass hier Symbolpolitik auf Kosten von kranken und hilflosen Menschen betrieben wird. Eine sachliche Begründung dafür gibt es nicht.

Ob sich das Engagement gelohnt habe, beantwortet die Niederösterreicherin so: “Wenn die Politik versagt, dann muss die Zivilbevölkerung einspringen. Auch wenn dieser Schritt nicht leicht ist. Zivilcourage heißt für mich, aus der Komfortzone zu kommen, wenn es notwendig ist und sich für eine menschliche Politik einzusetzen, wenn die Politik vergessen hat, was Menschlichkeit bedeutet”. Für ihren Einsatz wurde Nadja nun auch für den “Henri”, den Freiwilligenpreis des Roten Kreuzes, nominiert. Das ist auch ein Hoffnungsschimmer für die vielen engagierten NiederösterreicherInnen, die sich weiterhin für eine menschliche Asylpolitik stark machen. 

 

Nachtrag: Nadja L. hat den Freiwilligenpreis leider nicht gewonnen. Wir haben die Preisverleihung dennoch genutzt, um die Gäste, darunter Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, und die Öffentlichkeit von unserem gemeinsamen Anliegen zu überzeugen: Das Miteinander in Österreich darf nicht sterben! Wir wollen eine menschliche Asylpolitik! Das haben wir mit einem Flashmob gemeinsam mit den Steyler Missionaren und anderen Engagierten vor der Veranstaltung deutlich gemacht – mit einer symbolischen Intensivstation, um das Miteinander zu retten. Hier ein Video:

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Quellen: 

[1] Kurier, 12.06.2018: Asylheim-Schließung: „Nehmt uns unser Zuhause nicht weg“

 

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Soma Ahmad hat #aufstehn als Campaignerin in der Planung und Gestaltung von Kampagnen unterstützt. Bei ihrem Engagement in verschiedenen NGOs beschäftigt sie sich v.a. mit den Themen Diversität, Gender und Menschenrechte.