Anlässlich der “16 Tage gegen Gewalt an Frauen” haben wir mit unserer Aktion “Im Schatten der Gewalt: Echter Gewaltschutz muss ins neue Regierungsprogramm” ein klares Zeichen gesetzt. Dazu haben wir die Frauensprecherinnen von ÖVP, SPÖ, NEOS und den Grünen eingeladen. Wie unsere Aktion gelaufen ist und wie wir weiterhin gemeinsam für Gewaltschutz aufstehn, kannst du hier nachlesen.
Stille Silhouetten, laute Botschaft
Dienstag, 19. November, 11:00 Uhr: Vor dem Parlament ist es still. Wo sonst Politiker_innen ein und ausgehen, stehen heute Frauen in schwarzen Ganzkörper-Anzügen. Regungslos und wortlos symbolisieren sie die von Gewalt betroffenen Frauen und weiblich gelesenen Personen. Einige von ihnen halten Schilder hoch. Die Botschaft an die Politik ist klar: Schaut hin und setzt endlich Maßnahmen gegen Gewalt um.
Um unsere Forderungen zu verdeutlichen, haben wir die Frauensprecherinnen von ÖVP, SPÖ, NEOS und den Grünen eingeladen und ihnen eine weibliche schwarze Figur überreicht. Die Politikerinnen haben diese als Zeichen entgegengenommen und versichert, dass sie sich für echten Gewaltschutz einsetzen werden. Die Figur wird sie an dieses Versprechen erinnern.
Gewaltschutz muss in die Koalitionsverhandlungen
Unmittelbar vor den 16 Tagen gegen Gewalt an Frauen und mitten in den ersten Koalitionsverhandlungen haben wir nicht nur auf die erschreckenden Zahlen und vielen unsichtbaren von Gewalt Betroffenen aufmerksam gemacht. Wir haben auch einen klaren Auftrag an die Politik gerichtet: Gewaltschutz gehört ganz oben auf die politische Agenda.
In Österreich hat jede dritte Frau ab ihrem 15. Lebensjahr bereits körperliche oder sexualisierte Gewalt erlebt [1]. Alleine dieses Jahr wurden 26 Frauen getötet – ein untragbarer Zustand, der endlich Maßnahmen verlangt [1]. Maria Mayrhofer, Geschäftsführerin von #aufstehn, bringt es auf den Punkt: “Die Umsetzung echter Gewaltschutzmaßnahmen und einer Gesamtstrategie gegen männliche Gewalt ist überfällig. Wir fordern: Gewaltschutz muss ins neue Parlament und auf die Agenda bei den Regierungsverhandlungen.”
Sie hebt hervor, dass Gewalt oft im näheren Umfeld stattfinde und veraltete Schuldzuweisungen längst der Vergangenheit angehören. “Falsche Anschuldigungen, man sollte sich halt nicht so aufreizend anziehen oder nachts allein rausgehen, haben ausgedient. Faule Ausreden, dass Gewalt ein importiertes Problem sei, lassen wir ebensowenig gelten. Wir brauchen endlich Maßnahmen, die die Ursachen männlicher Gewalt in den Blick nehmen und Betroffene schützen.”
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Dass Gewalt an Frauen kein privates Problem ist, sondern uns alle trifft, betonte auch Juliane Bogner-Strauß, Bundesleiterin der ÖVP Frauen: “Auf der einen Seite bedeutet das Zivilcourage, hinschauen, unterstützen, helfen wo wir können im privaten Umfeld. Auf der anderen Seite bedeutet das politisches Handeln.”
Eva-Maria Holzleitner, Bundesvorsitzende der SPÖ Frauen, ergänzt und stellt klar, dass der Kampf gegen Gewalt keine zeitlich begrenzte Aktion sein darf: “Es ist unser Auftrag als Politiker_innen laut für Gewaltschutz aufzutreten. Nicht nur während der 16 Tage gegen Gewalt an Frauen, sondern 365 Tage im Jahr. Die Scham muss die Seite wechseln, denn die Scham gehört den Tätern und nicht den Betroffenen”, erinnerte sie an Giselle Pelicots Worte [2].
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die finanzielle Unabhängigkeit von Frauen, betont Henrike Brandstötter, Bundesfrauensprecherin der NEOS: “Wir wissen, die Freiheit der Frau beginnt in ihrer eigenen Geldbörse. Wer finanziell unabhängig ist, kann sich besser aus Gewaltbeziehungen befreien. Deshalb müssen wir daran arbeiten, dass jede Frau auf eigenen finanziellen Beinen steht.”
Meri Disoski, Bundesfrauenvorsitzende der Grünen, setzt sich entschieden gegen Instrumentalisierung von Gewalt in rassistischen Debatten ein: “Wir stehen heute hier als Frauensprecherinnen der vier Parteien, die in den Städten und Gemeinden an Gewalt und Gewaltprävention ernsthaft arbeiten und nicht daran arbeiten, das Problem rassistisch auszuschlachten. Ich nehme diese Puppe und die Anliegen der von Gewalt betroffenen Frauen mit ins Parlament, um ihre Anliegen zu unterstützen.”
Gemeinsam Gewalt stoppen – wir bleiben dran
Obwohl die schwarzen Silhouetten vor dem Parlament regungslos und wortlos waren, haben sie das Bedürfnis nach echtem Gewaltschutz deutlich gemacht. Wir begrüßen es, dass die vier Frauensprecherinnen von ÖVP, SPÖ, NEOS und Grüne Gewaltschutz hochhalten werden. Aber wir wissen auch, dass wir genau hinschauen müssen, damit Gewaltschutz auch wirklich den Platz auf der politischen Agenda der künftigen Regierung einnimmt, den er so dringend braucht. Denn die entscheidenden Wochen stehen jetzt bevor, wenn die Regierung geformt, Prioritäten festgesetzt und um Projekte und Budgets gerungen wird. Damit die Schatten, in denen die Gewalt steht, endlich verschwinden.
Ein großes Danke geht an die über 100 Menschen aus der #aufstehn-Community, die mit ihrer Spende die Aktion möglich gemacht haben!
Damit wir Aktionen wie diese umsetzen können, sind wir als gemeinnütziger Verein auf Spenden angewiesen. Bitte unterstütze auch du unsere Arbeit für besseren Gewaltschutz:
Quellen:
[1] aoef.at: AÖF – Zahlen & Daten
[2] Der Standard, 05.10.2024: Vergewaltigungsprozess in Avignon: Videos und Fotos dürfen öffentlich gezeigt werden