Um mehr Bewusstsein für die chronische Krankheit zu schaffen, brachte #aufstehn den Endometriose-Dokumentarfilm “nicht die regel” am 27. September ins Wiener Stadtkino. Gemeinsam mit den Filmemacher_innen, Betroffenen und Expertinnen sprachen wir im Anschluss in einem Podiumsgespräch darüber, wieso die Erkrankung noch so unbekannt ist. Wie unser Kinoabend gelaufen ist und was sich in Österreich tun muss, um Betroffene ausreichend zu unterstützen, könnt ihr hier lesen.
“Wir wurden jahrelang nicht ernst genommen, von Ärzt_innen weggeschickt, von Freund_innen und der Familie beschwichtigt. Das wollen wir anderen ersparen, indem wir über Endometriose informieren“, erzählt Regisseurin Ranya Schauenstein. Deshalb hat sie gemeinsam mit ihrem Filmteam – acht Personen, die selbst von Endometriose betroffen sind – “nicht die regel”, den ersten österreichischen Dokumentarfilm zum Leben mit Endometriose, produziert. Der Film begleitet Julia, Alexandra und Anita: Sie leben mit der Diagnose Endometriose und geben persönliche Einblicke in die Auswirkungen der Erkrankung auf den Alltag von Betroffenen. Neben extrem starken Schmerzen, die die Lebensqualität einschränken und enormen Kosten, die die Krankenkasse nicht übernimmt, bis hin zum unerfüllten Kinderwunsch – die Folgen der Krankheit sind vielfältig. Endometriose ist nicht die Regel.
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Der Film hat Endometriose erstmals aus ihrem Schattendasein geholt: Denn obwohl fast eine halbe Million Menschen in Österreich mit Endometriose leben, fehlt es an Bewusstsein für die Krankheit – in der Gesellschaft, der Politik und im Gesundheitssystem. Das hat zur Folge, dass Betroffene oft alleine gelassen werden.
#aufstehn will dafür sorgen, ein Stück weit mehr Bewusstsein für die weit verbreitete Krankheit zu schaffen. Deswegen zeigten wir den Film gemeinsam mit den Filmemacherinnen im Wiener Stadtkino.
Am 27. September ab 18:00 Uhr heißt es „Film ab!“ für den Dokufilm @Nicht_die_Regel – im Anschluss beantworten wir gemeinsam mit Betroffenen u Expertinnen aus dem Gesundheitsbereich in einer Podiumsdiskussion alle Fragen zum Thema. Jetzt Tickets sichern: https://t.co/WUxcKPP8ob pic.twitter.com/g8TTGCCD7I
— aufstehn (@aufstehnat) September 16, 2022
Endometriose im Gespräch
Im Anschluss an den Film sprach #aufstehn Campaignerin Flora mit Ranya Schauenstein (Initiatorin und Regisseurin von “nicht die regel”), Dr.in Alexandra Perricos (MedUni Wien, Klinische Abteilung für Allgemeine Gynäkologie) und Julia Stroj (ÖGB, Referat für Gesundheitspolitik) darüber, warum Betroffene mit den Schmerzen allein gelassen werden und was die Politik tun muss, um das zu ändern.
Regisseurin Ranya Schauenstein wirft im Gespräch einen Blick zurück zur Premiere von “nicht die regel”, die ein Jahr zurückliegt. Seitdem hat sich einiges getan: Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron hat Endometriose als gesamtgesellschaftliches Problem anerkannt und ihr den Kampf angesagt [1], in Deutschland rückte das Thema mit der Kampagne “#EndEndosilence” mehr in die Öffentlichkeit [2] und mit Hilary Clinton als Executive Producer erhält die neue Dokumentation “Below the Belt” große Aufmerksamkeit [3].
Für Julia Stroj ist klar: Damit Betroffene von Endometriose die Hilfe bekommen, die ihnen zusteht, muss sich auch in Österreich endlich was ändern. Das Gesundheitssystem ist so komplex, weil unterschiedlichste Interessensvertreter_innen beteiligt sind – von der Gesundheitskasse über die Ärztekammer bis hin zu den einzelnen Krankenhäusern. Umso wichtiger wäre es, dass das Gesundheitsministerium alle an einen Tisch holt und eine umfassende Endometriose-Strategie ausarbeitet. Betroffenen empfiehlt sie bis dahin, sich an Ombudsstellen zu wenden, damit zum Beispiel Kosten für Hormonbehandlungen rückerstattet werden.
Dr.in Alexandra Perricos wünscht sich mehr Bewusstseinsbildung – sowohl in der Bevölkerung, als auch bei Ärzt_innen. Gerade weil Endometriose eine komplexe Erkrankung ist, rät sie dazu, Patientinnen bei einem Endometriose-Verdacht an Spezialist_innen zu verweisen.
Jetzt Druck aufrecht erhalten
“Wir müssen weiter dranbleiben”, betont abschließend Ranya Schauenstein. So lange, bis “es vom Gesundheitsministerium ausreichend Geld gibt und bis es klare Behandlungspfade gibt, sodass es für die Betroffenen schnell und einfach ist, in den Wirren dieses Gesundheitssystems genau an den richtigen Ort zu kommen”, schließt Julia Stroj die Runde.
Mehr als 20.000 Menschen setzen sich bereits dafür ein: In unserem Appell #DiagnoseEndometriose an Gesundheitsminister Johannes Rauch fordern sie einen Nationalen Aktionsplan zu Endometriose. Bereits im Mai haben wir ihn der zuständigen Sektionschefin Dr.in Katharina Reich übergeben. Und: Wir konnten erreichen, dass endlich Daten zur Erkrankung, der Dunkelziffer und den Bedürfnissen von Betroffenen gesammelt werden. Darauf aufbauend sollen dann im Frühjahr Ziele auf Bundesebene formuliert werden. Aber das bedeutet natürlich nicht, dass wir uns einstweilen gemütlich zurücklehnen werden. Jetzt heißt es: Druck aufrechterhalten und zeigen, dass wir weiterhin dranbleiben, damit die Versprechen auch eingelöst werden.
Du hast den Appell bereits unterzeichnet? Dann teile ihn jetzt mit drei Freund_innen oder Bekannten:
Endometriosevereinigung Austria unter https://www.eva-info.at/