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So sorgen wir für journalistische Verantwortung bei OE24

Foto: Patrick Vranovsky – Vrano Pictures

Pünktlich zum Jahreswechsel hangen rund um die OE24-Redaktion in Wien Plakate, die das Medium aufforderten, journalistische Verantwortung zu zeigen. Über 400 #aufstehn-Unterstützer_innen halfen bei der Finanzierung der Plakate: Zwei Wochen lang erinnerten sie OE24-Journalist_innen am Weg in die Arbeit daran, dass wir ihnen auf die Finger schauen und sie endlich Verantwortung übernehmen müssen. Doch alles der Reihe nach:

Der Auslöser: Terroranschlag in Wien

Wer in der Nacht des Terroranschlags in Wien am 2. November 2020 über die Berichterstattung von OE24 gestoßen ist, weiß, dass das Medium nicht viel von seiner journalistischer Verantwortung hält. Stattdessen entschied es sich für grausame Bilder von Mord und Gewalt in Dauerschleife, die für hohe Klickzahlen und Quoten sorgen sollten.

Dabei zeigen gerade Momente wie diese, wie wichtig die Rolle der Medien in Ausnahmesituationen ist: Sie haben die Verantwortung, uns als Bevölkerung neutral und unaufgeregt über die Ereignisse zu informieren, um uns das Gefühl von Angst und Ungewissheit zu nehmen. Gleichzeitig müssen sie dafür sorgen, dass die Identität von Opfern und Täter_innen gewahrt bleibt, um Personen zu schützen, die Ermittlungen der Polizei nicht zu stören und den Täter_innen nicht noch mehr Sichtbarkeit zu geben. Denn genau das wollen Terrorist_innen: Angst verbreiten!

Die Zwillinge Stefanie und Theresa S. wollten die widerwärtige Berichterstattung von OE24 nicht einfach so stehen lassen und hatten eine Idee: Wie viele andere Medien wird auch OE24 zu einem großen Teil durch Steuergelder in Form von Medienförderungen und öffentlichen Inseraten finanziert. Deswegen haben sie eine Petition auf mein.aufstehn.at gestartet, in der sie die Einstellung aller öffentlichen Förderungen für OE24 und eine Reform für die Vergabe von Medienförderungen forderten:

Die Zwillinge Stefanie und Theresa S. wollen die Berichterstattung von oe24.at im Zuge der Anschläge in Wien nicht so…

Gepostet von aufstehn am Mittwoch, 4. November 2020

Die Folge: Beschwerden, Inseratestopp, Medienecho 

Das Echo war enorm: Innerhalb von 24 Stunden hatte ihre Petition bereits über 40.000 Unterschriften, mittlerweile fordern über 80.000 Menschen, dass Journalismus wie der von OE24 nicht durch öffentliche Gelder finanziert werden soll. Somit wurde die Petition zu einer der erfolgreichsten, die je auf mein.aufstehn.at gestartet wurde!

Auch die Medien wurden auf die Petition aufmerksam, unsere Geschäftsführerin Maria Mayrhofer und die Petitionsstarterinnen wurden zu einer Diskussionsrunde auf Okto.tv eingeladen – und sogar OE24 selbst berichtete über die Petition.

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Gleichzeitig forderten wir Unternehmen, die auf OE24.at oder der “Österreich”-Printausgabe inserierten auf, ihre Werbeeinschaltungen zurückzuziehen. Viele Firmen kamen dem nach, hier einige ihrer Rückmeldungen:

 

Auch der Presserat hatte alle Hände voll zu tun: Über 1500 Beschwerden gelangten bei ihm ein. Sowohl Presserat als auch die KommAustria ermittelten gegen OE24 wegen möglicher Verstöße gegen den Ehrenkodex der österreichischen Presse.

OE24 zeigt keine Einsicht: Der Denkzettel

Kritik kam also von allen Seiten – das hielt OE24 aber nicht davon ab, munter weiterzumachen: Ein Monat später lief wieder ein Video einer Erschießung auf ihrer Website. Damit wollten wir sie nicht davonkommen lassen: Deswegen haben wir alle Plakatwände rund um die OE24-Redaktion gemietet, und sie mit einer Neujahrsbotschaft zu versehen, die sie an ihre journalistische Verantwortung erinnern soll. Über 400 #aufstehn-Unterstützer_innen halfen bei der Finanzierung der Plakate, vielen Dank dafür!

 

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Auch in unserer Straßenumfrage ist der Ruf nach einer Reformierung der Vergabe von Presseförderung, die an Qualitätskriterien gekoppelt werden soll, groß:

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Die nächsten Schritte

Die Plakate sind bestimmt nicht spurlos an den OE24-Mitarbeiter_innen vorbeigegangen und haben hoffentlich für viel Gesprächsstoff in der Redaktion gesorgt. Wir haben OE24-Herausgeber Wolfgang Fellner um eine Stellungnahme gebeten und warten noch auf eine Antwort. In der Zwischenzeit werden wir uns weiterhin für verantwortungsvollen Journalismus und ethische Mindeststandards bei der Vergabe von öffentlichen Medienförderungen stark machen. Dazu gehören auch Regierungsinserate, für die noch viel mehr staatliches Geld ausgeschüttet werden. Und die Zeichen stehen gut: Immer mehr Stimmen sprechen sich für eine an Qualitätskriterien orientierte Presseförderung aus [1]. Bis dahin müssen wir weiter Druck machen, damit die Politik endlich einlenkt und “Journalismus” wie der von OE24 am 2. November 2020 nicht gefördert wird!

Hier geht es zum Appell von Stefanie und Theresa S.: Einstellung aller öffentlicher Förderungen für OE24 und Reformierung der Medienförderung

Quellen:
[1] Der Standard, 22.12.2020: Eva Blimlinger (Grüne) hofft auf an „Qualitätskriterien orientierte Presseförderung“
[2] Der Standard, 23.12.2020: Richard Schmitt über 2021: „Gratiszeitungen in Papierform verlieren massiv an Bedeutung“

 

Raoul ist Campaigner und begleitet Kampagnen von der Planung bis zur Umsetzung. Durch seinen Hintergrund als Dokumentarfilmer und Videojournalist produziert er auch Videocontent für #aufstehn. Zuvor war er vor allem in der Geflüchtetenarbeit aktiv, zuletzt als Projektleiter von "Flüchtlinge Willkommen Österreich".