Ob im Klassenzimmer oder im Krankenhaus: Über 70 Prozent der nicht-heterosexuellen Menschen geben in einer #aufstehn-Umfrage an, Diskriminierung im Alltag zu erleben. Hier erfährst du, welche Bereiche besonders stark betroffen sind.
Achtung: In diesem Beitrag geht es um Diskriminierung, Beschimpfungen und Drohungen.
Diskriminierung aufgrund von Sexualität in Österreich ist alltäglich
So berichten die nicht-heterosexuellen Umfrage-Teilnehmenden über ihre Erfahrung mit Diskriminierung aufgrund ihrer Sexualität. Mehr als zwei Drittel von ihnen haben bereits Benachteiligung im Alltag erlebt. Nur ein Fünftel gibt an, keine Diskriminierung erfahren zu haben.
“Ich wurde im Alltag schon mal benachteiligt, weil ich nicht heterosexuell bin.”
Das Umfragedesign
- Methode: Quantitative Online-Umfrage mit qualitativen Elementen
- Erhebungszeitraum: 23. Juli 2025 bis 5. August 2025
- Anzahl Teilnehmende: 2.034 (rund 34 Prozent davon geben an, nicht heterosexuell zu sein)
- Einschränkung: Nicht-repräsentative Stichprobe, erlaubt keine Verallgemeinerung
Besonders hohe Diskriminierung in der (Aus-)Bildung
Am häufigsten berichten die nicht-heterosexuellen Teilnehmenden von Diskriminierung in der (Aus-)Bildung – über 30 Prozent haben hier bereits Benachteiligung erlebt. Ein Grund dafür ist, dass Schüler_innen, Auszubildende oder Studierende den Großteil ihres Alltags in Bildungseinrichtungen verbringen. Dort sind sie nicht vor Diskriminierung geschützt. Und gleichzeitig können Betroffene die Schule oder die Ausbildung oft nicht einfach wechseln.
„Heterosexualität wird leider immer noch häufig als ‘Normalfall’ angesehen. Queerness wird dadurch als ‘Abweichung’ wahrgenommen. Das schafft einen Nährboden für Diskriminierung und ist einer der Gründe, warum die Benachteiligung von nicht-heterosexuellen Menschen im Bildungsbereich besonders hoch ist.“
– Philine Dressler, Kampagnenleiterin #aufstehn
Auch im Dienstleistungsbereich erleben die nicht-heterosexuellen Befragten mit 28 Prozent häufig Diskriminierung. Oft werden ihnen Dienstleistungen verweigert – wie die Mitnahme mit dem Taxi oder der Besuch eines Restaurants. So berichtet eine betroffene Person beispielsweise: „Ich wurde aufgefordert, das Flirten mit meiner Freundin zu unterlassen oder das Lokal zu verlassen.”
“In diesem Bereich wurde ich benachteiligt oder schlecht behandelt, weil ich nicht-heterosexuell bin.”
Kein rechtlicher Schutz für Betroffene
In Österreich gilt zwar das Gleichbehandlungsgesetz (GIBG), nach dem Menschen unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung gleich behandelt werden müssen – allerdings nur in der Arbeitswelt. Wer nicht heterosexuell ist, kann also im Alltag unfair behandelt und benachteiligt werden, und kann sich rechtlich nicht dagegen wehren.
Die Umfrage macht deutlich, wie dringend diese gesetzliche Lücke geschlossen werden muss: 58,2 Prozent der nicht-heterosexuellen Befragten geben an, sich nach einer Diskriminierung aufgrund ihrer sexuellen Orientierung gewünscht zu haben, rechtliche Schritte einleiten zu können.
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Diskriminierung von trans, inter und nicht-binären Personen
Bei Diskriminierung aufgrund der Geschlechtsidentität gibt es ebenfalls noch starken Aufholbedarf. Auch, wenn sie das Gleichbehandlungsgesetz schützen soll, geben nur 6,6 Prozent der trans, inter oder nicht-binären Personen an, sich davon tatsächlich vor Diskriminierung geschützt zu fühlen. 32,9 Prozent erleben aufgrund ihrer Geschlechtsidentität als trans, inter oder nicht-binäre Person Diskriminierung.
Auch über die Umsetzung des Rechts auf Gleichbehandlung für alle hinaus, muss noch einiges passieren. Weitere Maßnahmen, zum Beispiel verpflichtende Fortbildungen oder Seminare, für Lehrkräfte und Gesundheitspersonal sind notwendig. Denn nur so können wir es schaffen, dass Menschen in Österreich, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung, gleichberechtigt und ohne Angst vor Diskriminierung am gesellschaftlichen Leben teilhaben können.
Du möchtest mehr zu den Ergebnissen der Umfrage lesen?
- Hier kannst du die wichtigsten Informationen als PDF downloaden: Factsheet Umfrage
- Hier kannst du den Standard-Artikel zur Umfrage lesen: Berichterstattung “Der Standard”
Begriffe rund um das Thema kannst du im Queer Lexikon nachschlagen.
Zwei Drittel der queeren Teilnehmer_innen haben sich schon mal gewünscht, nach einer Erfahrung mit queerfeindlicher Benachteiligung rechtliche Schritte einzuleiten. Doch in Österreich ist das nicht möglich. Unser Einsatz dafür, dass sich das ändert, klappt aber nur mit Unterstützung von engagierten Menschen – denn als unabhängiger Verein sind wir auf Spenden angewiesen.