Faktencheck: 3 Mythen zum Waffenverbot in Österreich

Tausende Menschen in Österreich fordern ein Waffenverbot für Privatpersonen. Es gibt aber auch viele, die sich gegen ein Verbot aussprechen. Was bringt ein strengeres Waffengesetz wirklich? Wir nehmen die drei größten Mythen unter die Lupe – und klären mit Fakten auf.

Achtung: In diesem Text geht es um Gewalt, Suizid und Mord.

Ist das Waffengesetz in Österreich zu locker?

Am 10. Juni 2025 geht ein ehemaliger Schüler mit zwei Waffen in seine alte Schule in Graz. Er verübt einen Amoklauf und tötet insgesamt 11 Personen [1]. Die Tat macht fassungslos. Fast 100.000 Menschen haben sich daraufhin unserem Appell für ein strengeres Waffengesetz für Privatpersonen angeschlossen. Denn das ist in Österreich aktuell viel zu locker – wer möchte, kommt ziemlich einfach an Schusswaffen.

Es gibt aber auch viele Menschen, die ein strengeres Waffenverbot nicht als Lösung sehen: Einige behaupten, dass Waffen zum Selbstschutz benötigt werden. Andere finden Angebote zur Mobbingprävention sinnvoller als ein Schusswaffenverbot. Was ist dran an diesen Behauptungen? Wir klären die drei häufigsten Mythen zum Thema Waffenverbot auf.

Mythos 1: Sind Waffen verboten, finden Täter_innen einen anderen Weg

Oft wird behauptet, dass ein Waffenverbot das Problem nur verlagert. Täter_innen würden einfach zu Messern, Autos oder anderen Mitteln greifen. Dieses Argument greift zu kurz und lenkt vom entscheidenden Punkt ab: Schusswaffen haben eine extrem hohe Tödlichkeit. Denn die schnellen Kugeln von Waffen führen oft zu lebensgefährlichen oder tödlichen Verletzungen.

Das zeigt das Beispiel der USA. Nirgendwo sonst auf der Welt sind mehr Schusswaffen in Privatbesitz wie dort – und entsprechend hoch sind auch die Zahlen tödlicher Gewalt. Alle 11 Minuten stirbt in den USA ein Mensch durch eine Schusswaffe [2].

In Österreich lassen sich Auswirkungen gesetzlicher Regelungen beobachten: Nachdem das Waffengesetz 1997 punktuell verschärft wurde – etwa durch strengere Auflagen für Besitz, Erwerb und sichere Verwahrung – sank der Anteil der Mord- und Suizidfälle mit Schusswaffen deutlich [3]. Obwohl Österreich im europäischen Vergleich nach wie vor zu den Ländern mit den lockersten Waffengesetzen zählt, zeigt dieses Beispiel: Gesetzliche Verschärfungen können Leben retten.

 

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Mythos 2: Wir brauchen Waffen zur Selbstverteidigung

Ein weiterer Mythos: Österreich wird immer unsicherer – weshalb Waffen zur Selbstverteidigung notwendig sind. Die Fakten sprechen aber klar gegen diese Annahme:

  • Die Kriminalstatistik zeigt: Österreich ist eines der sichersten Länder weltweit. In vielen Bereichen sinkt die Kriminalität sogar [3].
  • Privater Waffenbesitz erhöht das Risiko häuslicher Gewalt und tödlicher Unfälle [4]. Auch Gewalt an Frauen wird oft mit Schusswaffen verübt.
  • Waffen zum “Schutz” zu verwenden ist Selbstjustiz – und in Österreich grundsätzlich verboten [5].

Mehr Waffen führen also nicht zu mehr Sicherheit, sondern zu mehr Gefahr.

 

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Mythos 3: Mobbingprävention ist wichtiger als ein Waffenverbot

Mobbingprävention, Schulpsycholog_innen und Sozialarbeit sind enorm wichtig – und müssen dringend ausgebaut werden. Aber das schließt ein Waffenverbot nicht aus.

Der leichte Zugang zu Schusswaffen spielt bei Amokläufen und Gewalttaten eine große Rolle – legal erworbene Waffen erhöhen die Gefahr solcher Taten [6]. Um Gewalt zu verhindern, brauchen wir beides: ein strenges Waffenrecht und psychosoziale Angebote.

Waffenverbot für Privatpersonen: Was du jetzt tun kannst

Der Faktencheck zeigt: Ein Verbot von Schusswaffen für Privatpersonen ist wichtig für die öffentliche Sicherheit. Waffen gehören nicht in Wohnungen, nicht auf Straßen und schon gar nicht in Schulen. Es gibt keinen Grund, eine Schusswaffe für den privaten Gebrauch zu besitzen. Deshalb fordern wir ein sofortiges Waffenverbot für Privatpersonen.
Hilf mit und unterzeichne jetzt den Appell:


Krisenhilfe: Angebote im Überblick

  1. Telefonseelsorge
    142 / telefonseelsorge.at
    Beratung per Telefon (0 bis 24 Uhr)
    per E-Mail oder Chat (16 bis 23 Uhr)
  2. Rat auf Draht
    147 / rataufdraht.at
    Beratung für Kinder und Jugendliche am Telefon (0 bis 24 Uhr)
    per E-Mail oder Chat (0 bis 24 Uhr)
  3. Kriseninterventionszentrum
    01 406 95 95 / kriseninterventionszentrum.at
    Beratung per Telefon (Montag bis Freitag: 8 bis 17 Uhr)
    per E-Mail (Antwort in 24 und bis 48 Stunden)
  4. Berufsverband österreichischer Psycholog_innen
    01 504 80 00 / boep.or.at
    Beratung per Telefon (Montag bis Donnerstag: 9 bis 13 Uhr)

Quellen:
[1] Der Standard, 10. Juni: Fassungslosigkeit nach Amoklauf an Grazer Schule
[2] Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health, 2023: Firearm Violence in the United States 
[3] Medizinische Universität Wien, 2018: Strengere Waffengesetze senken Mord- und Suizid-Raten
[4] Bundesministerium für Inneres / Bundeskriminalamt, 2024: Polizeiliche Kriminalstatistik 2024
[5] Max-Planck-Gesellschaft, 2009: Auch von legalen Waffen geht Gefahr aus
[6] Präsident Univ.-Prof. Dr. Michael Enzinger: Selbstjustiz

Viola unterstützt das Team im Bereich Marketing und Presse – und sorgt dafür, dass möglichst viele Menschen von unseren Aktionen erfahren. Sie hat Digital Media Management studiert und zuvor u.a. in einem Ministerium und einer Agentur gearbeitet.