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So schreiben wir den Plan aus der Krise gemeinsam!

Langsam kehrt der Alltag nach Corona wieder ein. Die Welt dreht sich weiter – aber in welche Richtung? Wir wollen den Weg aus der Krise aktiv mitgestalten und sicherstellen, das unsere Stimmen gehört werden. Denn wie es weitergeht – mit unserer Demokratie, unserer Gesellschaft, der Wirtschaft und dem Schutz unseres Planeten – betrifft uns alle. Deshalb haben wir die erste österreichweite Online-Bürger_innenkonferenz organisiert und mit Expert_innen diese wichtigen Fragen diskutiert.

Erste österreichweite Online-Bürger_innenkonferenz

Am 10. Juni haben wir unter dem Motto “Wir schreiben den Plan aus der Krise gemeinsam!” die erste österreichweite Online-Bürger_innenkonferenz organisiert. Über 350 Teilnehmer_innen aus ganz Österreich diskutierten mit drei ExpertInnen darüber, wie ein fairer, klimagerechter Wiederaufbau nach Corona aussehen muss. Von der Landwirtin aus Vorarlberg bis zum Wiener Lehrling haben rund 1.000 Menschen vorab Fragen geschickt, die live besprochen wurden. Barbara Blaha (Leiterin Momentum Institut), Oliver Scheiber (Jurist, Vorstand Institut für Rechts- und Kriminalsoziologie) und Anna Lindorfer (Klimaaktivistin Fridays for Future) haben die Fragen der #aufstehn-Unterstützer_innen beantwortet. Die wichtigsten Antworten der Expert_innen sind hier zusammengefasst: 

“Brauchen gerechtes Steuersystem und faire Verteilung der Krisenkosten”

Barbara Baha (Leiterin des Momentum Instituts) betonte: Die Krise trifft nicht alle gleich. Auf der einen Seite haben wir so viele Arbeitslose wie noch nie in Österreich und auf der anderen Seite Menschen, die ihren Reichtum in der Krise weiter ausbauen konnten. Wir brauchen ein gerechtes Steuersystem und eine faire Verteilung der Krisenkosten. Die Wirtschaft braucht starke öffentliche Impulse, damit wir aus der Krise schnell herauskommen. Wichtig ist auch, dass wir uns anschauen, wer während der letzten Monate die Hauptlast getragen hat und dafür gesorgt hat, dass unser Leben trotz Corona weitergeht: Das sind viele schlecht bezahlte Berufsgruppen mit prekären Arbeitsbedingungen, wie Pfleger_innen oder Supermarktverkäufer_innen, der Großteil von ihnen Frauen. Ihre Arbeit muss neu bewertet werden.

Barbara Blaha, Leiterin des Moment Instituts

“Demokratie und Rechtsstaat müssen menschengerechter werden”

“Gerade jetzt, nachdem Grund- und Freiheitsrechte zugunsten der Corona-Bekämpfung eingeschränkt wurden, müssten Information und Teilhabe wieder gestärkt werden”, hob Oliver Scheiber (Jurist und Vorstand des Instituts für Rechts-  und Kriminalsoziologie) hervor. Das bedeute auch, demokratische Strukturen zukunftsfit zu machen: “Ein Zukunftsthema wird Partizipation sein. In vielen Regionen Österreichs kann bereits ein Drittel der Bevölkerung mangels österreichischer Staatsbürgerschaft am politischen Willensbildungsprozess nicht mehr teilnehmen. Generell soll im Rechts- und Verwaltungsleben die Kommunikation und Behördenkultur menschengerechter werden – also im Sinne eines leichteren Zugangs zum Recht, mit mehr und leicht verständlichen Informationen.”

Oliver Scheiber, Vorstand des Instituts für Rechts- und Kriminalsoziologie

“Beim Klimaschutz jetzt große Weichen stellen”

Die Klima-Aktivistin Anna Lindorfer (Fridays for Future) beantwortete Fragen zum Klimaschutz: “Die Corona-Pandemie führte uns vor Augen, dass wir der Natur ausgeliefert sind. Durch die aktuellen Staatshilfen haben wir die einmalige Chance unsere Wirtschaft so umzugestalten, dass wir auch unseren Kindern einen bewohnbaren Planeten überlassen.” Hier nur an an die Verantwortung der Einzelnen zu appellieren, sei nicht genug: “Wenn wir die Klimakatastrophe abwenden wollen, müssen wir die Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad reduzieren. Der Beitrag, den ich als Individuum dazu leisten kann, ist wichtig, aber beschränkt. Der Ball liegt bei der Politik, die die großen Weichen stellen und steuern kann, in welche Industrien und welche Energiequellen das Geld aus den Hilfstöpfen fließt.”

Anna Lindorfer, Klima-Aktivistin bei den Fridays for Future

Was wir von der Konferenz noch mitnehmen:

Die Videokonferenz war ein großer Erfolg und zeigt, wie viele Menschen aus der Zivilgesellschaft bereit sind, sich einzubringen, wenn es um unsere Zukunft geht. Wir wollen mitbestimmen! Viele der Forderungen, die wir diskutiert haben, werden wir in den nächsten Monaten lautstark von der Regierung einfordern. Denn wir haben in vielen Bereichen jetzt nach Corona die einmalige Gelegenheit, neue Wege einzuschlagen: Von einer gerechteren Verteilung von Last und Arbeit über mehr Mitbestimmung bis hin zur Rettung unseres Planeten. All das ist möglich, wenn wir unsere Regierenden überzeugen können, mutige Entscheidungen für unsere Zukunft zu treffen. Diese Überzeugungsarbeit werden wir in den nächsten Wochen und Monaten leisten!

 

Weiterführendes: 

Philine ist Campaignerin und betreut Kampagnen von #aufstehn. Davor hat sie u.a. bei den EU-Institutionen in Brüssel gearbeitet. Bei der Internationalen Kampagne für die Abschaffung von Nuklearwaffen (ICAN) hat sie seit 2014 als Campaignerin mitgewirkt.