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Zukunft statt Kohle: Wir waren bei der VIG-Hauptversammlung

Versicherungsunternehmen wie die Vienna Insurance Group (VIG) haben eine Schlüsselfunktion, wenn es darum geht, Kohle-, Öl- und Gas-Unternehmen den Geldhahn abzudrehen. Indem sie aufhören, Kohle-Unternehmen zu versichern und in diese zu investieren, können sie einen zentralen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Deshalb fordern über 11.000 #aufstehn-Unterstützer_innen in einem Appell an die VIG ganz klar: “Zukunft statt Kohle!”. Flora und Philine von #aufstehn waren darum bei der jährlichen Hauptversammlung des Versicherers dabei, um die Firma mit der Forderung zu konfrontieren – lies hier, wie es gelaufen ist.

Letzten September haben wir erstmals ein Vorstandsmitglied der Wiener Städtischen AG Vienna Insurance Group (VIG) getroffen, um über ihren Ausstieg aus Kohle zu sprechen und strengere Regeln für dessen Umsetzung zu fordern. Denn obwohl die VIG bereits 2019 auf Druck aus der Zivilgesellschaft eine Kohleausstiegsstrategie verkündet hat, hapert es bei der Umsetzung. Seither hat sich nichts verändert. Erneut haben tschechische Aktivist_innen aufgedeckt, dass die VIG noch immer in Kohlegeschäften mit den tschechischen Energieriesen ČEZ und EPH verstrickt sein dürfte.

Radek Kubala von der tschechischen NGO Re-Set dazu: „Die tschechische VIG-Niederlassung Kooperativa hat versprochen, die Versicherung des fossilen Riesen ČEZ ab diesem Jahr einzustellen. Dennoch dürfte sie im Jänner 2022 deren Kohlekraftwerk Dětmarovice versichert haben. Das lässt uns an der Glaubwürdigkeit ihrer Kohleausstiegsstrategie zweifeln. Wir fordern hier Aufklärung”.

11.000 Stimmen für Klimaschutz bei der VIG Hauptversammlung

Im eigenen Nachhaltigkeitsbericht gibt sich der Versicherer dennoch grün: Von green bonds, Nachhaltigkeitsanleihen und sozialen Wohnprojekten ist darin die Rede. Doch während andere Versicherer ihre Klimawandelstrategien aktualisieren, um den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen noch rechtzeitig zu schaffen, bleibt die VIG auf der Strecke – sowohl bei Kohle, als auch bei Öl und Gas: Für Letztere hat der Versicherer bis heute keine Ausstiegsstrategie vorgelegt.

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Dem Versprechen von Nachhaltigkeit wollten wir deshalb auf den Zahn fühlen und haben an der jährlichen VIG-Hauptaktionär_innenversammlung online teilgenommen. So konnten wir den Vorstand des Versicherers direkt mit unseren Fragen konfrontieren.

Wir haben nachgefragt: Ist die VIG noch in tschechische Kohlegeschäfte verstrickt? Wir wurden mit einem Hinweis auf Datenschutz vertröstet – dazu könne man keine genaueren Angaben machen. Auf die Frage, ob straffere Regeln geplant sind, damit der Kohleausstieg auch wirklich rechtzeitig gelingt und ob die VIG einen Öl- und Gasausstieg erarbeitet, wurde auf den ungünstigen Zeitpunkt verwiesen: Mit dem Krieg in der Ukraine sei es jetzt schwierig, den Kohleausstieg in den Nachbarstaaten zu rechtfertigen.

Bildschirmaufnahme der online VIG-Hauptversammlung. Darauf zu sehen zwei Vorstandsmitglieder, die Fragen beantworten, sowie eine Dolmetscherin für Gebärdensprache.

Doch Fakt ist: Wenn die Warnungen über die dringende Notwendigkeit einer Energiewende in der Vergangenheit beherzigt worden wären, wären wir jetzt nicht in dieser Situation. Ein Weiterwurschteln wie bisher – und ein paar grüne Investitionen – wird weder die Energiekrise lösen, noch den Geldfluss an die russische Kriegsmaschinerie stoppen können.

Jetzt heißt es weiter Druck machen

Wir lassen jedenfalls nicht locker, denn eine umfassende Energiewende ist überfällig. Unternehmen wie die VIG sollten daher keinen einzigen Euro mehr für kriegsverursachende, klimazerstörende Öl- und Gaserschließungen oder alte, schmutzige Kohlebergwerke ausgeben.

Vier Menschen in gelben Warnwesten halten Banner hoch, im Hintergrund ist die Kooperativa/VIG Filiale zu erkennen.

Der Protest ist international: In Prag machen Aktivist_innen Anfang Juni Druck auf die Kooperativa, den tschechischen Ableger der VIG, sich endlich aus allen Kohlegeschäften zurückzuziehen. Und gemeinsam mit der NGO-Koalition Insure our Future fordern wir europaweit Versicherer wie die VIG auf, eine umfassende Klimawandelstrategie vorzulegen, die neben Kohle auch konkrete Ausstiegsziele und -kriterien für Öl und Gas festlegt. Denn nur, wenn wir Unternehmen in die Pflicht nehmen und rasch den Ausstieg aus fossilen Energien schaffen, haben wir eine Chance, schwere Folgen der Klimakrise abzuwenden.

 

Zum Weiterlesen:

Philine ist Campaignerin und betreut Kampagnen von #aufstehn. Davor hat sie u.a. bei den EU-Institutionen in Brüssel gearbeitet. Bei der Internationalen Kampagne für die Abschaffung von Nuklearwaffen (ICAN) hat sie seit 2014 als Campaignerin mitgewirkt.