Seit 9. Dezember hängen in allen Landeshauptstädten Österreichs Plakate mit der Aufschrift: “Man tötet nicht aus Liebe”. Hinter der Aktion stehen wir: Die zivilgesellschaftliche Kampagnenorganisation #aufstehn. Über 400 Einzelpersonen haben die Plakate über eine Crowdfunding-Kampagne finanziert. Wieso wir uns für einen besseren Gewaltschutz einsetzen, warum wir dazu diese Plakate in ganz Österreich aufgehängt haben und was du konkret tun kannst, um gegen Gewalt an Frauen aufzustehn, erfährst du hier.
Wer ist #aufstehn?
#aufstehn ist eine zivilgesellschaftliche Kampagnenorganisation mit einer Community von über 360.000 Menschen aus ganz Österreich. Wir setzen auf digitale Tools, um politische Mitbestimmung online sowie offline zu ermöglichen und Politik und Gesellschaft mitzugestalten – für ein positives Miteinander, soziale Gerechtigkeit, faires Wirtschaften und den Schutz unseres Planeten.
Was ist der Zweck dieses Plakats?
Seit Jahren fordern Expert_innen und Betroffene bessere Maßnahmen und mehr Geld für den Gewaltschutz. Doch die Frauenministerin reagiert nicht. Deshalb haben wir die Sache selbst in die Hand genommen: Mit Plakaten in allen Landeshauptstädten bringen wir das Problem der männlichen Gewalt in die Öffentlichkeit und zeigen, wohin sich Betroffene wenden können.
Wieso ist es wichtig, über Gewalt an Frauen zu sprechen?
Männliche Gewalt an Frauen ist tief in unserer Gesellschaft verwurzelt: Sie fängt bei abfälligen Kommentaren an und geht über psychische Gewalt bis hin zu körperlicher Gewalt und Mord. Ein Großteil der Fälle findet im eigenen Zuhause statt, was dazu führt, dass es ein Tabu-Thema ist und viel zu wenig darüber gesprochen wird. Genau das ist aber dringend notwendig, um Gewalt zu verhindern und Betroffene zu schützen.
Gerade in der Vorweihnachtszeit wird es gefährlich, denn da erreicht jedes Jahr die Zahl der Fälle der Gewalt im eigenen Zuhause ihren Höhepunkt [1] – und der derzeitige Lockdown verschärft die Situation.
Deshalb ist es so wichtig miteinander darüber zu sprechen: Ob in deiner Familie, deinem Bekanntenkreis oder in der gesamten Gesellschaft. Mit den Plakaten signalisieren wir: Gewalt ist keine Privatsache, sie geht uns alle an – und jede_r kann einen Beitrag leisten.
Politiker_innen sehen zu
Die Antwort der politischen Entscheidungsträger_innen bleibt bescheiden. Frauenministerin Susanne Raab stockte zwar das Frauenbudget auf – für die ausgelasteten Frauenhäuser und Expert_innen steht allerdings fest: Das reicht nicht mal ansatzweise! Hilfseinrichtungen und Beratungseinrichtungen sind überlastet [2]. Expert_innen fordern seit Jahren mehr Mittel.
Und obwohl Gewalt Zuhause durch die Pandemie gestiegen ist und fast jede zweite Woche ein Mann eine Frau tötet, bleibt die Regierung beim Schutz von betroffenen Frauen säumig.
Wieso eine Zigarettenschachtel?
Unser Gedanke hinter dem Layout: Warnhinweise wie auf Zigarettenschachteln sollte es auch für männliche Gewalt geben, da diese allein dieses Jahr bereits 30 Frauen das Leben gekostet hat (Stand: 7.12.2022). Es braucht endlich mehr öffentliches Bewusstsein, wie gefährlich männliche Gewalt ist und dass wir alle dagegen aufstehn müssen – in der Arbeit, im Bekanntenkreis oder auf der Straße.
Hier kannst du dir das Plakat herunterladen.

5 Dinge, die du tun kannst
1. Unterstütze unseren Appell an die Frauenministerin
Langfristig braucht es viele Reformen, damit alle in unserer Gesellschaft auch tatsächlich gleichgestellt sind. Aber um Frauen und Kinder vor Gewalt zu schützen, braucht es jetzt bereits Maßnahmen, die die politischen Entscheidungsträger_innen umsetzen müssen:
- Mehr Geld für die Prävention: Damit Gewalt gar nicht erst entsteht, müsste Österreich Berechnungen zufolge 228 Millionen Euro in Präventionsmaßnahmen investieren [7]. Derzeit beträgt das geplante Budget des Frauenministeriums 18,4 Millionen – das sind 12% von dem, was es braucht.
- Eine flächendeckende Bewusstseins- und Informationskampagne: Damit die Hilfe auch wirklich bei den Betroffenen ankommt und das Problem gesamtgesellschaftlich angepackt wird, müssen schon die Jüngsten sensibilisiert werden.
- Geschultes Personal in allen Anlaufstellen von der Polizei bis hin zur Justiz: Damit Betroffene in Fällen von Gewalt Zuhause schnell geeignete Unterstützung bekommen und sich sicher und gut aufgehoben fühlen, wenn sie sich an die Behörden wenden.
Unterzeichne auch du und hilf uns, Frauenministerin Raab zum Handeln zu bewegen:
Du hast den Appell bereits unterzeichnet? Teile ihn jetzt mit 3 Freund_innen!
2. Mach mit beim Verharmlosungsradar
Immer noch werden Frauenmorde verharmlost: In den Medien lesen wir viel zu oft von “Beziehungstaten”, “Familientragödien” und “eskalierten Beziehungsstreits”. Sprache prägt unsere Realität – Berichterstattung in den Medien beeinflusst, wie Leser_innen Verbrechen wahrnehmen. Es ist Zeit, die Dinge beim Namen zu nennen: Mach mit bei unserem Verharmlosungsradar und fordere Chefredaktionen auf, verantwortungsvoll über männliche Gewalt an Frauen zu berichten!
3. Hör dir unsere aktuelle Podcast-Folge dazu an
In unserem Podcast „aufstehn laut“ haben wir mit Rechtsanwältin Mag.a Sonja Aziz über geschlechtsspezifische Gewalt gesprochen. Sie erzählt uns, was in Österreich konkret passieren muss, um männliche Gewalt zu minimieren. Hier kannst du dir unsere Podcast-Folge “Land der Berge, Land der Femizide” anhören:
4. Teile dein Plakat-Foto
Die Plakate hängen noch mindestens bis zum 15. Dezember in allen Landeshauptstädten: Schick uns doch ein Foto von dir vor dem Plakat an jetzt@aufstehn.at oder tagge uns auf Instagram @aufstehn_at!
Hier findest du alle Standorte.
5. Steh auf gegen männliche Gewalt an Frauen
Kennst du eine Frau, die von Gewalt betroffen ist?
- Die Frauenhelpline ist österreichweit, rund um die Uhr, gebührenfrei und vertraulich erreichbar: 0800 222 555.
- Beratung für Männer gibt es bei der Männerinfo: 0800 / 400 777 oder
- beim Männernotruf: 0800 / 246 247.
- Auch die Telefonseelsorge ist unter 142 rund um die Uhr erreichbar.
Quellen:
[1] frauenhelpline.at: Jahresbericht 2020
[2] Der Standard, 30.04.2021: Gewalt gegen Frauen: Opferschutzeinrichtungen völlig überlastet
[3] aoef.at: GREVIO NGO Schattenbericht